Beim Korrekturlesen einer wissenschaflichen Abschlussarbeit zum Thema Alphabetisierungs-Unterricht fällt (und stößt) mir dieser Satz auf:
Dabei werden die benötigten sprachlichen sowie schriftsprachlichen Handlungsfähigkeiten theoretisch thematisiert.
Der Autor versucht hier, von mündlicher und schriftlicher Ausdrucksfähigkeit bei Personen zu sprechen. Er stellt sprachlich und schriftsprachlich gegenüber, wobei er mit sprachlich die gesprochene Sprache meint. Das mag im Kontext des gegebenen akademischen Faches Usus sein (Fragezeichen), doch jedenfalls stolpert man als Leser wegen des Ungleichgewichts auf der formalen Ebene darüber.
Das Wort schriftsprachlich ist wohletabliert. Was mich wundert ist: Welches Adjektiv könnte man eleganterweise verwenden, um demgegenüber auf die mündliche Sprache abzuheben? Logisch wäre mundsprachlich, aber das habe ich noch nie gehört. Sprechsprachlich wäre sehr präzise, klingt aber ungelenk. Lautsprachlich wäre auch präzise, ist aber schon besetzt, nämlich für Onomatopoetisches.
Wie geht die deutschsprachliche Linguistenwelt damit um? Welches Adjektiv ist nach guter Handwerkskunst zu verwenden, um im Kontrast zu schriftsprachlich auf die Verwendung gesprochener Sprache hinzuweisen? 1
1Auf Englisch täte man sich leicht: ... the required oral and written language skills... Aber fürs Deutsche hilft das nicht weiter. Kein Mensch spricht ernsthaft von oralsprachlichem Ausdruck.