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Wie ich im Internet und im Buch gelesen habe, benutzt man den Konjunktiv 1 und 2, wenn man das Gesagte wiedergeben will. Ich habe auch gelesen, dass man zum selben Zweck in der gesprochenen Sprache auch den Indikativ benutzen kann.

Kontext: Ich beherrsche die Grammatik der indirekten Rede noch nicht vollständig und ich bin zur Zeit nur zur Hälfte auf dem Niveau von B2. Also beschäftige ich mich im Allgemeinen nicht so viel mit der Grammatik, mit Strukturen wie dieser (Indirekte Rede mit K1 & K2). Ich benutze bisher immer den Indikativ, um das Gesagte wiederzugeben. Und allgemein wird diese Schreibweise als richtig betrachtet, weil wir so eine komplizierte Grammatik noch nicht gelernt haben.

Also, meine Fragen für euch sind:

  1. Darf man eigentlich zur Wiedergabe einer Aussage/Frage/Aufforderung den Indikativ benutzen, wie ich ihn immer benutzt habe, wenn man immer noch auf der unteren-mittleren Stufe ist?

  2. (Diese Frage ist die wichtigste für mich.) Wenn man so (im Indikativ) schreibt, ist es richtig, dass man das Gesagte immer in der sozusagen "originalen" Zeitform wiedergeben muss, unabhängig davon, in welcher Zeitform der "jetzt" Satz (wie man denkt/sagt/bittet) eigentlich ist? Ich frage, weil es auf Englisch anders konstruiert wird, und ich möchte gerne wissen, ob es auf Deutsch auch der Fall ist. Hier meine ich das "Backshifting".

"In English grammar, backshift is the changing of a present tense to a past tense following a past form of a reporting verb. Also known as the sequence-of-tense rule. Backshift (or backshifting) may also occur when a verb in a subordinate clause is affected by the past tense in the main clause." (https://www.thoughtco.com/backshift-sequence-of-tense-rule-in-grammar-1689017)

Gibt es auch "Backshifting" in der deutschen Sprache? Benutzt man das?

Beispiele, die diese Frage erklären können:

Welche Sätze sind die richtigen?

Auf Englisch sagt man : "I thought I was the only one who could see the ghosts."

Sagt man auf Deutsch: "Ich dachte, dass ich der einzige bin, der die Geister sehen kann." oder "Ich dachte, dass ich der einzige war, der die Geister sehen konnte." ?

"Ich hatte überhaupt keine Ahnung, wie ich die Situation verbessern kann." oder "Ich hatte überhaupt keine Ahnung, wie ich die Situation verbessern konnte."?

"Ich wusste gar nicht, wer der alte Mann ist." oder "Ich wusste gar nicht, wer der alte Mann war."?

"Er hat mir gesagt, dass ich nicht am Handy spielen kann." oder "Er hat mir gesagt, dass ich nicht am Handy spielen konnte."?

1 Answer 1

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Es gibt im Deutschen kein "Backshifting" wie im Englischen. Es sieht aber manchmal so aus, weil die Formen des Konjunktiv II teilweise mit denen des Präteritums identisch sind.

Du kannst auch den Indikativ in der indirekten Rede verwenden, allerdings machst du dir damit die Sicht der zitierten Person zu eigen.


Er hat mir gesagt, dass ich nicht am Handy spielen kann.

Du akzeptierst das als Tatsache. Du spielst nicht am Handy.

Er hat mir gesagt, dass ich nicht am Handy spielen könne.

Du gibst ihn nur wieder. Du spielst z.B. gerade am Handy, um das Gegenteil zu beweisen.

Ich dachte, dass ich der einzige bin, der die Geister sehen kann.

Hier zitierst du ohnehin deine eigenen Gedanken. Der Indikativ ist daher angemessen und auch gebräuchlich.

Ich dachte, dass ich der einzige sei, der die Geister sehen kann.

Mit der Verwendung des Konjunktiv I trittst du hinter deine eigenen Gedanken einen Schritt zurück. Du zitierst dich nur noch selbst, hältst das Gesagte aber nicht mehr für eine unumstößliche Tatsache. Die meisten Deutschsprecher werden diesen Satz daher genauso verstehen wie den folgenden:

Ich dachte, dass ich der einzige wäre, der die Geister sehen kann.

Mit der Verwendung des Konjunktiv II ziehst du deinen vorherigen Gedankengang unmissverständlich in Zweifel. Dir wurde kurz zuvor offensichtlich das Gegenteil bewiesen.


Ich wusste gar nicht, wer der alte Mann ist.

Hier ist ausschließlich der Indikativ richtig, denn etwas zu wissen erlaubt keine Zweifel, ebensowenig wie das zweifellose Nichtwissen keine zweifelnde Aussage erlaubt. Ausnahme:

Ich wüsste (nicht), was ich täte.

Ich wüsste (nicht), was ich schenken könnte/sollte/müsste.

Verwendet man den Konjunktiv II im Zusammenhang mit wissen und tun/machen oder Modalausdrücken, sucht man Rat oder gibt diesen. Das Wissen wird ebenfalls in den Konjunktiv II gesetzt, denn man befindet sich ja gar nicht wirklich in der Situation.

Aber Vorsicht: Es ist häufig unerwünschter Rat.

Ich hatte überhaupt keine Ahnung, wie ich die Situation verbessern kann.

Auch hier ist wieder nur der Indikativ richtig.

Ich hätte überhaupt keine Ahnung, wie ich die Situation verbessern könnte.

Gleiches Spiel wie oben mit wissen. Du suchst Rat.

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  • 1
    Du kannst nicht auf Konjunktiv I und II verzichten, weil das dann grundsätzlich so verstanden wird, dass du das Zitierte selbst als Fakt ansiehst. Es handelt sich nicht um ein grammatisches, sondern um ein semantisches Problem.
    – Janka
    Commented May 28, 2019 at 15:40
  • 1
    Die Sätze im Präteritum drücken genau dasselbe wie die Sätze im Präsens aus, nur eben in der Erzählzeit einer Geschichte. Die Sätze mit der Mischung aus Präteritum und Präsens sind nur dann richtig, wenn das Präteritum als Ersatzform für das Perfekt angenommen wird. Das kommt im Norddeutschen häufig vor, im Süddeutschen hingegen nur für die Hilfsverben.
    – Janka
    Commented May 28, 2019 at 15:43
  • 1
    Indikativ, Konjunktiv I und Konjunktiv II sind keine Zeitformen, sondern drücken aus, was du für eine Tatsache, für Hörensagen und für pure Fantasie hältst. Die meisten Menschen machen sich Hörensagen einfach zu schnell zu eigen.
    – Janka
    Commented May 28, 2019 at 16:02
  • 2
    Diese Autorin verwendet durchgehend das Präteritum, was für eine Erzählung auch üblich ist. An einer Stelle hat das Lektorat versagt: Ich habe mich immer wieder damit abgefunden – hier muss hatte stehen, weil das Plusquamperfekt das Vergangenheitskomplement des Präteritums ist, und nicht das Perfekt.
    – Janka
    Commented May 28, 2019 at 16:13
  • 1
    Nein, denn aus dem Zusammenhang erkennt man, dass dieser Satz ein Teil der Erzählung ist. Ja, Texte, die das Präteritum als Gegenwart der Erzählzeit verwenden, müssen das Plusquamperfekt als Vergangenheit dieser Erzählzeit verwenden. Es ist möglich, das Präteritum zur Beschreibung der Vergangenheit der Realität zu verwenden, allerdings ist das ein weitgehend norddeutsches Phänomen.
    – Janka
    Commented May 28, 2019 at 18:02

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