Mein Empfinden ist, dass der Konjunktiv generell ein sehr komplizierter Bestandteil der Grammatik ist – sowohl im Deutschen als auch im Englischen. Eine Antwort aus grammatischer Sicht überlasse ich den Grammatikexperten.
Was ich aber sicherlich anmerken kann, ist, dass der Konjunktiv es schwer hat, wie auch dieser Zwiebelfisch feststellt. In der Umgangssprache verwenden wir oft den Indikativ, wo eigentlich Konjunktiv I hingehört, und die würde-Variante im Konjunktiv II. Die folgenden Beispiele entnehme ich der Wikipedia:
Konjunktiv I
Er hat gesagt, dass er ins Theater geht.
Er sagte, dass er ins Theater gehe.
Konjunktiv II
Er hat gesagt, dass er ins Theater gehen würde.
Er sagte, dass er ins Theater ginge.
Wir machen das, weil wir unsere Schwierigkeiten mit dem Konjunktiv haben. Oft weiß man gar nicht, wie der richtig gebildet wird, wie du in deinem Kommentar eindrucksvoll mit dem Konjunktiv von brauchen gezeigt hast (aber ich bilde ihn auch immer falsch).
Ganz kurz möchte ich auf das Englische eingehen. In Coca findet man folgende Treffer:
I wish I was dead. - 10 hits
I wished I was dead. - 3 hits
I wish I were dead. - 17 hits
I wished I were dead. - 1 hits
Ich habe mir die Beispiele etwas näher angeschaut und versucht Unterschiede auszumachen, ob der Anwender bewusst zu der einen oder anderen Variante gegriffen hat. Tatsächlich ist das der Fall, wie diese Beispiele zeigen:
By 1991, my lungs were actually burning. I wished I were dead.
Today I am in Yellowstone Park and I wish I were dead.
Hier wird eindeutig zwischen present und past unterschieden, was im Deutschen übrigens nicht mehr gemacht wird. I wish drückt eindeutig einen Wunsch aus, den ich jetzt habe, und mit I wished wird ein Wunsch eindeutig als vergangen markiert. Das mag aber ein Experte der englischen Sprache weiter ausführen oder widerlegen.
Zurück zum eigentlichen Problem. Der Konjunktiv bereitet dem Deutschen seine Schwierigkeiten. Er wird oft falsch angewendet (bzw. die falsche Konjunktivform verwendet) und im alltäglichen Gerede gilt es dafür, diesen wenn möglich zu vermeiden und durch die beiden oben genannten Varianten zu ersetzen. Hier ein anderes Beispiel:
Wenn ich du wäre, würde ich jetzt laufen.
Wenn ich du wäre, ??? ich jetzt.
Tja, was ist der Konjunktiv von laufen. Konjunktiv I ist ich laufe, Konjunktiv 2 ist ich liefe. Aber wer weiß das schon. Man sagt es einfach zu selten. Ausnahme sind einige wenige feststehende Phrasen oder Wörter, die man häufiger verwendet. Den Konjunktiv von sein kann wirklich jeder bilden:
Sie sagte, ich sei schön.
Sie sagte, ich wäre schön.
Oh, neue verwandte Frage, was ist richtig? sei oder wäre? Der durchschnittliche Muttersprachler wählt hier instinktiv sei, wenn er der Aussage zustimmt, und wäre, wenn er es nicht so sieht. Die oben bereits verlinkte Wikipedia-Seite unterstützt meine These.
Dieser instinktive Gebrauch ist durchaus richtig. Bei der indirekten Rede wird in der Regel (fast ausschließlich) der Konjunktiv 1 verwendet. Im Deutschen ist dabei auch egal, ob der Hauptsatz Er sagt oder Er sagte ist (kein Konjunktiv Present oder Konjunktiv Past). Jedoch ist es so, dass der Konjunktiv 2 tatsächlich für eine indirekte Rede verwendet werden kann, sogar muss, wenn die Unwahrheit einer Aussage ausgedrückt werden soll oder im Kontext eine Aussage als falsch definiert wurde. Auch hierzu ein Beispiel:
Aufgrund seiner Fahne stellte ich ihn zur Rede, doch er behauptete, er hätte kein Bier getrunken.
Schon wieder vom Thema abgekommen. Ist es nun Ich wünsche oder Ich wünschte. Auch hier denke ich, ist ein Schema zu erkennen, beobachtet man die Umgangssprache (habe aber keine Quelle gefunden, die das bestätigt oder habe es leider überlesen):
Christoph Wintersteiger bringt es in seiner Antwort eigentlich schon auf den Punkt und ich mag es hier kurz wiederholen:
Ich wünsche mir einen Fußball zu Weihnachten.
Der Wunsch ist realistisch, er muss aber nicht zwingend eintreten. Aber in dem Moment, wo ich es ausspreche, sehe ich gute Chancen, dass der Wunsch erfüllt wird. Wohlbemerkt ist dieser Satz kein Konjunktiv, weder 1 noch 2.
Ich wünschte, das ganze Chaos würde sich in Luft auflösen.
Der Wunsch hat auch hier durchaus auch Realismus. Auch wenn ich gerade in einer scheinbar aussichtslosen Situation bin, die mich verzweifeln lässt, wird mit Sicherheit der Punkt eintreten, wo sich dieser Wunsch erfüllt. Entscheidend ist, dass ich ausdrücken möchte, dass der Wunsch sich sofort erfüllt. Ich will nicht warten, weil es mir auf den Zeiger geht. Es soll jetzt passieren. Basta.
Wie auch immer, Konjunktiv 2 wird immer dann verwendet, wenn es sich um Irrealis handelt, sprich, dass der Sprecher nicht an eine Erfüllung glaubt.
Deine Beispiele wird man meistens mit Konjunktiv 2, also wünschte, bilden, und zwar dann, wenn du nicht an ihre Erfüllung glaubst. Die ersten beiden kann man aber durchaus auch mit wünsche bilden, und zwar dann, wenn du ganz konkret einen Wunsch äußerst, um dessen Erfüllung du quasi bittest.
Das heißt, bist du in einer Diskussion mit jemandem, kannst du ihnen klar machen, dich alleine zu lassen. Du hast gute Chancen, dass sie es tuen. Zugegeben, man formuliert es wohl kaum so, sondern eher mit harschen Worten.
Bist du aber auf einer Party, werden nicht plötzlich alle den Raum verlassen, somit Irrealis. Nur du kannst dir den Wunsch nur selber erfüllen, indem du gehst. Aber dann musst du es dir gar nicht mehr wünschen, wenn du es in der Hand hast, oder?
Letztlich, den spontanen Geldsegen halte ich hingegen für sehr unrealistisch, daher immer Konjunktiv 2: wünschte.