Die bis Ende des 19. Jahrhunderts normativ gültigen Schreibweisen von Wörtern wie Thron, Thal, oder auch Thaler (Währung) mit /th/ im Anlaut, in Endungen wie bei Muth, oder in der Wortmitte wie bei Unterthan - bei letzterem von der Verbwurzel thun, sind meines Wissens ethymologischen und (leider) nicht phonetischen Ursprungs. Dies erklärt das Fehlen solcher altert(h)ümlicher Schreibweisen bei den anderen stimmlosen Plosiven wie /k/ und /p/.
Sie hatten möglicherweise vor langer Zeit einmal eine phonologische Basis, obwohl in anderen germanischen Sprachen wie Englisch und Dänisch erhalten gebliebene Lispellaute "bei uns" schon zu mittelhochdeutscher Zeit nicht mehr nachweisbar sind. Das heisst, zum etwas späteren Zeitpunkt erster Ansätze einer Normierung der hochdeutschen Schriftsprache (Gutenberg, Luther, gemeinhin der Beginn des Neuhochdeutschen) kann man davon ausgehen, dass der Kontrast /t/ - /th/ redundant war. Die derzeit weit verbreiteten Unregelmässigkeiten in der Orthografie scheinen mir unwahrscheinlicher, wenn ein phonetischer Kontrast vorliegt - hierfür habe ich aber offen gestanden keinerlei Belege.
Es kamen dann etwa zur Barockzeit zwei Dinge zusammen; (1) einen Hang zur Verschnörkelung auch der Schreibweise, was sich manchen - besonders vor 1919 adligen - Familiennamen erhalten hat (Benckendorff, wo es ein Benkendorf auch getan hätte), aber auch (2) der Beginn erster Systematisierung neusprachlicher Grammatik, wobei im zersplitterten deutschen Sprachraum durch das Fehlen einer starken politisch-kulturellen Zentralgewalt - anders als in Frankreich, Spanien, oder England - Latein und Griechisch stärker normbildend blieben. Es würde mich nicht überraschen, wenn sich Thron, Unterthan und dergleichen - ich wähle hier bewusst etwas wilhelminisch klingende Bespiele - bis weit ins industrielle Zeit(h)alter als barocke Restbestände mit redundantem Zierat(h) gehalten hätten.
Die unmarkierte Aspiration initialer, allein stehender Plosive wie /k/, /p/ und /t/ ist hingegen typisch für viele germanische Sprachen; sie entfällt allerdings, wenn diese Laute in bestimmten initialen Konsonantenclustern vorkommen. Das ist im Englischen und Niederländischen genauso.
Vergleiche:
- Engl. pin, kin und tin; aspiriert (man eine Kerze ausblasen), mit...
- Engl. spin, skin und stink (letzteres kein Minimalpaar); unaspiriert.
Solche (Fast-)Minimalpaare zu finden ist im Deutschen schwieriger, aber in Wortkombinationen wie kein Stein ist das isoliert-initiale /k/ i.d.R. aspiriert, das /t/ im Digraph St- hingegen nicht - oder hörbar schwächer.
Das Sprachverständnis der meisten germanischen Sprach(norm)varianten verlässt sich in der Tat sehr stark auf die Aspiration zur Kennzeichnung der Stimmlosigkeit der Initiallaute /k/, /p/ und /t/. Für Englischsprecher klingen die Worte pin und tin (Stecknadel bzw. Dose / "Zinn") unaspiriert gesprochen, etwa durch Spanisch- oder Italienischsprecher, wie bin und din (Tonne/(Müll)Eimer bzw. Dröhnen).
Genauso klingt im Niederländischen tuin (Garten) unaspiriert wie duin (Düne).
Sprecher eines chemisch gereinigten Hochdeutsch karikieren aus exakt diesem Grund manche (mittel)deutsche Dialekte, die exakt diese Aspiration aufweichen. Das vermeintlich sächsische Gofferraum ist so ein Beispiel. Bei genauem Hinhören merkt man, dass dieses Wort selbst stark dialektgefärbt tatsächlich niemals mit /g/ gesprochen wird, sondern dass einfach der gewohnte Aspirationsmarker fehlt.
Leider sind Aussprachemuster wie aspirierte Plosive dermassen integraler T(h)eil der deutschen Phonologie, dass sie nicht markiert werden. Das /ph/ als /f/ ist anderen (griechischen) Ursprungs, da es Grund zur Annahme gibt, dass der Buchstabe phi zu klassischer Zeit tatsächlich als bilabialer statt labiodentaler Reibelaut realisiert wurde. Bei der im Deutschen stark inkonsistenten Übernahme griechischer Wörter wie Fonologie und Fonetik (haha, versus Photographie... das soll einer verstehen! :-) wurde hierbei etwas schnöselig hyperkorrigiert, da es den phonemischen Kontrast zwischen bilabialer und labiodentaler Aussprache nicht gibt. Genau wie ein gelispeltes /th/ wird ein bilabiales /f/ schlimmstenfalls als Sprachstörung, in jedem Fall als Normabweichung wahrgenommen.