Es gibt keine einheitliche Movierung von Kurzwörtern auf -i. Allerdings sind für manche davon heutzutage zumindest scherzhaft weibliche Formen auf -ine nicht unüblich. Die meines Erachtens populärste und möglicherweise erste Bildung dieser Art ist
- Azubine < Azubi / Auszubildende.
Es ist zu vermuten, dass sowohl das geläufige Wort Biene als auch der allgemein bekannte Vorname Sabine und vor allem die Endung der Vollform auf -e einen Einfluss auf Bildung und Akzeptanz dieser Kurzform gehabt haben.
Gerade im studentisch-akademischen Kontext sind weitere Bildungen gebräuchlich, die allerdings überwiegend nicht auf substantivierte Partizipien oder Adjektive zurückgehen:
- Hiwine < Hiwi < Hilfswissenschaftler
- Sprawine < Sprawi < Sprachwissenschaft(ler/student)
- Kowine < Kowi < Kommunikationswissenschaft(ler/student)
- Erstine < Ersti < Erstsemester(student)
- Maschine < Maschi < Maschinenbau(er/student)
- Etine < Eti / ETi < Elektrotechnik(er/student)
- Bufdine < Bufdi < Bundesfreiwilligendienst(leistender)
Bei diesen Beispielen hat offensichtlich keine direkte Kürzung der weiblich movierten Langform auf -in stattgefunden, sondern die maskuline Kurzform auf -i wurde auf -ine erweitert.
Mit dieser morphologischen Systematik ist
- Nazine < Nazi < Nationalsozialist
daher prinzipiell möglich, aber (bisher?) ungebräuchlich. Die bereits genannten Bildungen
- Nazisse < Nazi < Nationalsozialist
- Nazistin < (?Nazist / Nationalsozialistin) < Nationalsozialist
sind meines Wissens heute viel weniger gebräuchlich als in der Mitte des 20. Jahrhunderts und haben nicht zu analogen Bildungen (*Azubisse, *Sozistin) geführt.
In einzelnen Fällen ist auch schon eine ansonsten unübliche Erweiterung der Movierung zur explizit männlichen Bezeichnung zu beobachten, bspw.:
- Azubian < Azubi
- Hiwian < Hiwi
Diese Parallelbildungen dürften auf eine (unbewusste) Analogie zu Vornamenpaaren wie Christine : Christian zurückgehen.
Es gibt übrigens eine Kurzform, für die sich die Movierung aus semantischen Gründen verbietet, da es prinzipbedingt keine weiblichen Tokens gab:
- ?Zivine < Zivi < Zivildienst(leistender)
Ähnliches gilt für ein morphologisches Kurzwort, für das keine geläufige Langform existiert, und v.a. als Antonym zu Zivi üblich gewesen ist, heute aber genereller verwendet wird und daher prinzipiell auch eine weibliche Movierung zulassen sollte:
- ?Bundine < Bundi < ?Bundeswehrler ‚Wehrdienstleistender‘ / ‚Bundeswehrsoldat‘
Zudem sollte erwähnt werden, dass viele der informellen maskulinen Kurzwörter auf -i auch intuitiv mit -ie (vgl. Barbie) oder -y (vgl. Baby) geschrieben werden.
Andere Kurzwörter auf -i, die ggf. genauso moviert werden könnten, sind bspw.:
- Sozi < Sozial(ist/demokrat)
- Fundi < Fundamentalist
Während Kurzwörter auf -i regulär den transparenten S-Plural bilden, ist ausschließlich für Sozi auch der N-Plural der Langform üblich: Sozen < Sozialdemokraten.