Ohne es definitiv zu wissen, behaupte ich, zur Verdeutlichung meiner Frage, dass es zwei legitime Verwendungen von Anführungsstrichen gibt, neben der Markierung direkter Rede: Ironieverdeutlichung Ausdruck von Hohn und die Hervorhebung der Wörter, die grammatisch nicht an die Stelle passen, sondern auf einer anderen Ebene spielen, als der Rest des Satzes.
Beispiel 1:
Frau von der Leyen verkauft den "Rückgang" der Arbeitslosigkeit als ihr Verdienst.
Beispiel 2:
Gern teile ich Dir mit, dass man das "gern" auch an den Satzanfang ziehen kann.
Beides dient der Erleichterung des Lesens. Dagegen werden unbekannte Fremdworte, Eigen- und Markennamen gewöhnlich nicht mit Anführungsstrichen versehen:
Beispiel 3:
Die Hirokuwah beten zu ihren Göttern Bru und Fiililii.
Beispiel 4:
Wir haben es mit unserer Sony aufgezeichnet.
Ist das richtig oder gibt es neben direkter Rede noch einen weiteren Grund Anführungszeichen zu setzen? Dies unter der Annahme, dass alternative Auszeichnungsmöglichkeiten wie kursive Schreibung etc. nicht zur Verfügung stehen.
Mehr für die Kommentare oder nebenbei: andere, typische Beispiele für die fehlerhafte Verwendung von Anführungszeichen.
Update:
Auf Belleletres fand ich jetzt ein Videotutorial http://www.belleslettres.eu/artikel/gansefusschen-anfuhrungszeichen.php, (75 min) welches ausführlich diese Zeichensetzung behandelt. Eine Selbstantwort mache ich nicht daraus, da es zu viele Informationen sind, um sie alle darzustellen. In den wesentlichsten Punkten stimmt es mit dem hier gesagten m.E. überein. Die Faustregel lautet: Sparsamkeit oder direkte Rede.
Zwei Punkte möchte ich jedoch herausgreifen.
Im Gegensatz zu mir bestreitet der Autor, dass Ironie durch Anführungsstriche ausdrückbar sei, denn Ironie versteckt die Kritik, während Anführungsstriche sie ausstellt. Mit Anführungsstrichen wird es daher zu Hohn. Diese Argumentation finde ich unmittelbar einleuchtend.
In TehMacDawgs erstem Beispiel erscheint das Magazin Spiegel in Anführungsstrichen. Dies schildert der Videotutor als gängige Praxis, aber beschränkt auf den Journalismus als Urheber des Textes selbst.
Update 2:
Ich fand heute einen Blogbeitrag, in dem der Autor berichtet, dass Victor Klemperer in einem Buch über die Sprache des dritten Reiches eine exzessive Anführungszeichennutzung feststellt und kritisiert: Ironische Anfuhrungszeichen Distanzierungsmittel der Feigen. Er spricht mir aus der Seele.