Eine Bedeutung von sollen ist, den Willen einer im Satz nicht genannten Person zum Ausdruck zu bringen. Das kann der Sprecher sein, muß es aber nicht. Also beispielsweise:
Du sollst dein Zimmer aufräumen!
1. Ich will, daß du dein Zimmer aufräumst.
2. Deine Mutter will, daß du dein Zimmer aufräumst.
In dieser Bedeutung taucht der Konjunktiv I in Zeitungen dort auf, wo er erwartet wird, also in dem, was z.B. die Duden-Grammatik als Indirektheitskontext bezeichnet.
Die Diözese Rottenburg-Stuttgart teilte mit, es solle vorerst auf das Händereichen als Friedensgruß verzichtet […] werden.
Deshalb müsse Schluss sein mit pauschalen Stilllegungen, forderte die IHK Nord, die zwölf norddeutsche Industrie- und Handelskammern vertritt. Es solle ein norddeutsches Konjunktur- und Maßnahmenpaket geben.
Sollen drückt aus, daß es um einen Willen geht. Der Konjunktiv I drückt aus, daß die Zeitung sich den Willen nicht zu eigen macht. In gesprochener Sprache könnte der Indikativ stehen. Konjunktiv I und sollen dienen also unterschiedlichen Funktionen.
Bei dem Satz des Fragestellers liegt selbstverständlich eine andere Bedeutung von sollen vor, die ich als Ausdruck von Hörensagen beschreiben würde. Es geht dann nicht um einen Willen, sondern um eine Behauptung; der Urheber der Behauptung wird im Satz nicht genannt.
Die Software soll Fehler haben. Das habe ich zumindest gehört.
Mein Sprachgefühl sträubt sich hier gegen den Konjunktiv I. Vielleicht ist er in dieser Bedeutung von sollen sogar ausgeschlossen oder jedenfalls sehr selten.
#Der Mitarbeiter gab an, die Software solle weitere Fehler haben.
Man kommt in Versuchung, den Satz falsch, mit der ersten Bedeutung von sollen, zu interpretieren, also als ob es der Wunsch des Mitarbeiters wäre, daß die Software Fehler habe. Daher habe ich ihn mit # markiert: Der Satz kann die gesuchte Bedeutung des Hörensagens hier nicht haben.