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Es geht um Sätze mit aufeinanderfolgenden Verben ohne andere Wortarten oder Satzzeichen dazwischen.

Beispiele (Länge der längsten Verbfolge in Klammern):

Ich schreibe einen Brief (1)

Ich habe einen Brief schreiben müssen (2)

Der Brief muss geschrieben werden (3)

Der Brief hätte geschrieben werden müssen (4)

Ein Bekannter meinte, dass es nicht möglich sei, einen korrekten Satz mit mehr als vier aufeinanderfolgenden Verben zu formulieren, aber nach einiger Zeit ist mir ein Satz mit fünf eingefallen:

Er war nicht so blöd, wie man hätte geneigt sein können anzunehmen.

Ist das auch mit mehr als fünf Verben möglich?

Ich habe jetzt eine Weile darüber nachgedacht, aber mir ist kein anderer Satz mit fünf oder mehr aufeinanderfolgenden Verben eingefallen.

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  • Braucht der letzte Satz kein Komma? (Somit fällt das 5. Verb aus.) Somit auch bei der akzeptierten Antwort.
    – c.p.
    Jun 19, 2021 at 9:09

5 Answers 5

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Man kann deinen Beispielsatz einfach erweitern:

Er war nicht so blöd, wie man hätte geneigt gewesen sein können anzunehmen.

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  • 1
    Das wäre passender als ein Comment
    – FLUSHER
    Jul 11, 2020 at 14:02
  • 3
    @sermonionx Warum? Es scheint meiner Meinung nach die einzige Antwort zu sein, die im Sinne des Fragestellers liegt, da sie keine "loop holes" ausnutzt. Explizit steht die Frage "Ist das auch mit mehr als 5 Verben möglich?" sogar nach seinem Beispielsatz. Direkter lässt sich die Frage kaum beantworten. Jul 11, 2020 at 14:27
  • @infinitezero: Das ist eine harte Nuss in Sachen Kommasetzung! Jul 12, 2020 at 20:30
  • @infinitezero Letztendlich will man hier einen allgemeinen neuen Einsicht gewinnen, und nur auf diesen gewissen Beispielsatz (m.E.) klein­lich einzugehen hilft wohl nicht viel weiter, wenn man dieses Thema in der Sprache im weiten Blick betrachten will.
    – FLUSHER
    Jul 21, 2020 at 12:38
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Man kann im Grunde alle verfügbaren Modalverben aneinanderreihen, auch wenn pro hinzugefügten Modalverb es immer aufwendiger wird, einen Sitz im Leben für einen solchen Satz zu finden. Aber unmöglich ist es nicht.

Ich hätte das Honigglas nicht auslecken dürfen.
Ich hätte das Honigglas nicht auslecken wollen sollen.
[...]
Ich hätte das Honigglas nicht auslecken wollen sollen können dürfen müssen mögen.

Nun kann man aber auch die Modalverben mehrfach einsetzen:

Ich hätte das Honigglas nicht auslecken dürfen dürfen.

Sprich: Es wäre besser gewesen, Autoritätsperson 1 hätte es Autoritätsperson 2 nicht gestattet, mir zu gestatten, das Honigglas auszulecken.

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  • 1
    Interessant, dass das funktioniert. Es hört sich so falsch an.
    – A.Ima
    Jul 10, 2020 at 13:00
  • 1
    Klar kann man mit Modalverben die Sache unendlich ausdehnen. Aber die Kernfrage war doch eigentlich nach echten Verbschlangen. (Ihre Kritik an meiner Antwort lässt sich genauso gut auf Ihre Antwort anwenden. Schließlich haben die Modalverben alle die gleiche Verbform.) Jul 11, 2020 at 11:44
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Ohne Partizipien (also nur finite und infinite Verbformen) können Konstruktionen mit Verben der Wahrnehmung (zB sehen, hören) manchmal viele aufeinanderfolgenden Infinitivformen enthalten.

Ein Zitat aus "Der Prozess" von Franz Kafka:

Als ich mich ein Weilchen wieder so ruhig verhalten hatte, dass man die Fliegen an der Wand hätte können gehen hören, vernahm ich, dass...

Ich bin aber eher der Meinung, dass die Reihenfolge in diesem Fall eher unidiomatisch ist. Hätte gehen hören können fände ich besser. Man kann sich auch locker eine realistische Situation vorstellen, wo noch ein Modalverb dazu kommt, ohne dass es zu schräg klingt, und noch verständlich wäre, bspw.:

Es war im Raum so leise, dass man ihn eigentlich hätte atmen hören können sollen.

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  • Ich verstehe die Downvotes nicht. Ansonsten: Es ist eine philosophische Frage, ob können (bzw. sollen) hier als Infinitiv oder Partizip Perfekt gewertet werden soll.
    – David Vogt
    Jul 11, 2020 at 18:19
  • Ach krass, mir ist das erstaunlicherweise echt gar nicht aufgefallen. Ich bin auch der Meinung, dass es sich um serialisierte Verben handelt, was am Beispiel "ist.... worden" klar zu sehen ist, dass diese "ge"-losen Formen keine Infinitive sind. Auch zB nach demselben Muster "Ich habe das da stehen lassen", "...dich kommen sehen", etc.
    – Ledda
    Jul 12, 2020 at 5:57
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  1. Der Hund der kacken laufen gelassen werden hätte können, hätte spazieren geführt werden müssen.
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  • 1
    Dafür hast du dich angemeldet? :)
    – choXer
    Jun 18, 2021 at 18:40
-3

Man kann noch Verben im Partizip einfügen:

… wie man nachdenkend bestätigt hätte geneigt sein können beschwichtigend anzunehmen.

Ob ein solcher Satz dann noch inhaltlich sinnvoll ist, ist eine andere Frage.

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  • 5
    Das finde ich eine faule Lösung. Klar kann man mit den Partizipien die Sache unendlich ausdehnen. Aber die Kernfrage war doch eigentlich nach echten Verbschlangen... Jul 9, 2020 at 18:37
  • 1
    @ChristianGeiselmann, aber Prtizipien sind doch auch Verbformen, was unterscheidet sie von anderen Verbformen, damit sie als faul gelten? Jul 9, 2020 at 20:01
  • In dem Wikipedia Artikel steht ja auch, dass Partizipien lange nicht als Verben galten. Vielleicht deshalb.
    – A.Ima
    Jul 10, 2020 at 13:04
  • @BjörnFriedrich Ich verstehe die Frage eher so, aus wie vielen Verbformen ein mehrteiliges Prädikat bestehen kann; nicht wie viele von Verben abgeleitete Formen in einem Satz stehen können. Jul 11, 2020 at 11:06
  • 2
    Das Partizip Präsens ist eigentlich keine verbale Form. Es taucht zumindest nicht dort auf, wo die anderen infiniten Verbformen auftauchen – im Verbalkomplex – sondern im Mittelfeld.
    – David Vogt
    Jul 11, 2020 at 18:17

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