Gerade bei horizontalen Strichen muss man in Sprachen, die das lateinische Alphabet verwenden, zwischen Aussehen und Funktion unterscheiden. Vom Aussehen bzw. typografisch geht es hier um den Viertelgeviertstrich¹, der im Deutschen für drei Funktionen genutzt wird:
- Als Bindestrich, um Wortfugen anzuzeigen, z. B. in Amerika-freundlich, Fußball-Weltmeisterschaft, Castrop-Rauxel oder S-Kurve.
- Als Trennstrich am Zeilenende, um anzuzeigen, dass das Wort in der nächsten Zeile fortgeführt wird.
- Als Ergänzungsstrich, um das in einer Aufzählung von Elementen mit gleichem Bestandteil einer ausgelassen wurde, z. B. in Hoch- und Tiefbau; Glasfenster und -türen oder eben artefakt- und rauschbehaftet.
Verwirrenderweise wird der Viertelgeviertstrich häufig generell als Bindestrich bezeichnet², aber die offiziellen Rechtschreibregeln trennen klar zwischen drei obigen Funktionen. Dadurch werden insbesondere durch das Setzen eines Ergänzungsstrichs keine Regeln, die den Bindestrich betreffen, “aktiviert”. Der Strich in artefakt- und rauschbehaftet ist eben ein Ergänzungsstrich und kein Bindestrich und deswegen liegt hier auch nicht plötzlich ein mit Bindestrich geschriebenes Adjektiv vor, dessen substantivische Bestandteile man großschreiben müsste.
¹ Der einem Strich entstammt, der ein viertel Geviert lang war, aber heute eine andere Länge haben kann – genauso wie der Halbgeviert- und Geviertstrich.
² genauso wie der Halbgeviertstrich häufig als Gedankenstrich bezeichnet wird, obwohl er auch als Bis-Strich, Streckenstrich o. Ä. fungieren kann.