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Ich bin verwirrt, wann man einfach "teilen" oder "sich teilen" benutzen sollte. Auf Englisch bedeutet "teilen" "to share" oder "to divide." Trotzdem sehe ich es manchmal in Verbindung mit "sich" und weiß nicht genau, wann das notwendig ist oder wie die Bedeutung dadurch geändert wird. Hier sind einige Beispiele von Linguee – es wäre mir genug, dass jemand diese erklärte.

  • Die beiden Kinder haben sich eine Tüte Süßigkeiten geteilt. (Ich vermute, dass "sich" da nicht reflexives ist, oder? Ist es wie "miteinander"?)
  • Ich habe den Kuchen in vier Portionen geteilt. (Kann mach "sich" da hinzufügen?)
  • Die Zellen teilten sich schnell und bildeten bald einen Embryo. (Die reflexive Bedeutung da ist klar und ganz anders als die oben genannte, oder?)

Bitte korrigieren Sie andere Fehler – ich lerne noch Deutsch!

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Ihre Idee mit (mit)einander ist richtig.

Das Verb teilen hat im Wesentlichen drei Bedeutungen, wobei ich zwei Bedeutungen zusammenfasse:

  1. in Bestandteile zerlegen (engl.: to divide / to split)
  2. a) anderen einen Teil von etwas geben (engl.: to share)
    b) mit anderen etwas gemeinsam haben (engl.: to share)

Sich bei Bedeutung 1

Schauen wir uns zunächst die erste Bedeutung an. Hier kann man durch ein Akkusativobjekt angeben, was in Bestandteile zerlegt ist:

  • Die Zelle hat ihren Kern / sich geteilt.
    (The cell has divided its nucleus / itself.)

Das Reflexivpronomen sich tritt hier also als Akkusativobjekt auf.

Sich bei Bedeutung 2

Schauen wir nun auf die zweite Bedeutung. Hier soll es nicht um das Akkusativobjekt gehen, sondern um das Dativobjekt, das ausdrückt, wem ein Teil von etwas gegeben wird:

  • Sie haben Süßigkeiten mit Thomas / mit mir / miteinander geteilt.
    (They shared sweets with Thomas / with me / with each other.)

Das Adverb miteinander kann dazu verwendet werden, um auszudrücken, dass die Süßigkeiten zwischen den einzelnen Kindern wechselseitig ausgetauscht wurden. In dem Adverb steckt das Pronomen einander, das das reziproke Verhältnis ausdrückt.

Allerdings wird das einander immer häufiger durch sich ersetzt. Im Beispielsatz

  • Sie haben sich Süßigkeiten geteilt.

erkennt man aufgrund der geänderten Struktur noch, was gemeint ist. Doch es gibt Beispiele, wo die Ersetzung von einander durch sich zu Problemen führt:

  • Sie haben miteinander gekämpft.
    (They fought with each other.)

  • Sie haben mit sich gekämpft.
    (They fought with each other. / They struggled [with themselves].)

Im ersten Satz ist durch Verwendung von miteinander klar, dass es um einen gegenseitigen Kampf geht. Im zweiten Satz gibt es zwei Bedeutungsmöglichkeiten: entweder geht es um einen gegenseitigen Kampf oder um ein Ringen mit seinen eigenen Gedanken (das heißt, um einen metaphorischen Kampf mit sich selbst).

Früher wurde der Bedeutungsunterschied durch die beiden Pronomen ausgedrückt. Heutzutage liest und hört man jedoch immer häufiger Sätze mit sich, wo früher einander gestanden hätte. Tatsächlich gilt einander heute als gehoben und wird deshalb, um nicht gar abgehoben zu klingen, im normalen Sprachgebrauch vermieden. Gleichwohl empfiehlt Duden Online in Fällen wie oben, auf einander zurückzugreifen, um Klarheit zu schaffen.

Das Thema einander versus sich wurde schon mal auf German StackExchange behandelt.

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  • Das Reflexivpronomen im Dativ und die Präpositionalphrase mit mit sind nicht austauschbar, denn sie können gemeinsam auftreten: Wir haben uns den Kuchen mit ihnen geteilt.
    – David Vogt
    Aug 2, 2020 at 18:32
  • @DavidVogt, ist das nicht ein Pleonasmus? Das Weglassen von entweder uns oder mit ihnen ändert doch nichts an der Aussage. Sonst müsste es ja möglich sein, eines davon auszutauschen, also etwa „Wir haben euch den Keuchen mit mit ihnen geteilt“ oder „Wir haben uns den Kuchen mit ihm geteilt.“ Das ergibt aber keinen Sinn, oder übersehe ich da etwas? Aug 3, 2020 at 11:07
  • @BjörnFriedrich Wir haben euch etw. geteilt wäre nicht mehr reflexiv. In Wir haben mit ihm etw. geteilt vs. Wir haben uns mit ihm etw. geteilt könnte man überlegen, ob ersteres zunächst nur für den wechselseitigen Austausch zwischen der Gruppe wir und ihm steht, während zweiteres (wir uns) explizit auch den Austausch innerhalb der Gruppe miteinschließt. In vielen Fällen richtet sich der Gebrauch aber wohl eher nach Gewohnheit und Geschmack des Sprechenden als nach dieser potentiellen Bedeutungsunterscheidung. Aug 3, 2020 at 13:30
  • Das reflexive Objekt scheint optional zu sein und kann damit von mir aus als überflüssig bezeichnet werden. (Ein Unterschied vielleicht bei Wendungen; für mich ist ich musste (mir) das Bett mit einer Unbekannten teilen ohne Dativ anzüglich.) Aber aufgrund der referentiellen Identität mit dem Subjekt bezeichnet es das Agens, während die Präpositionalphrase mit mit den Nutznießer bezeichnet.
    – David Vogt
    Aug 3, 2020 at 20:49
  • Bei sich etwas mit jemandem teilen ist "jemand" kein Dativobjekt, wie du schreibst, sondern gar kein Objekt.
    – tofro
    Aug 17, 2020 at 7:05
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Das Verb wird verwirrender, je weiter man darüber nachdenkt :) Ich vermute, dass das Problem daher kommt, dass das Reflexivpronomen und die freie Angabe eines Benefizienten (Dat) im Plural gleich ausschauen.

Folgende Möglichkeiten fallen mir ein:

  1. teilen + Objekt.Akk [+ Präpositionalphrase mit in + Akk]: "divide [into]" oder "share"; ohne in nicht eindeutig:

    Wir haben den Kuchen [in Stücke] geteilt.

  2. teilen + Reflexivpronomen.Akk [+ Präpositionalphrase mit in + Akk]: medialer Gebrauch, würde ich sagen (Zellteilung etc.; vgl. sich waschen):

    Wir haben uns [in Gruppen, Zellhaufen, ...] geteilt (= "we split (up) [into groups/cell clusters]")

  3. teilen + Objekt.Akk [+ Präpositionalphrase mit mit]: "share with", oder "divide with" (instrumental/komitativ); ohne mit wieder nicht eindeutig:

    Wir haben den Kuchen [mit den Leuten] geteilt (= "we shared the cake [with the people]")

    Wir haben den Kuchen [mit den Leuten/mit dem Messer] geteilt (= "we divided the cake [together with the people/with the knife]")

  4. teilen + (Personalpronomen.Dat, kongruent mit Subjekt) + Objekt.Akk "share", oder "divide" mit Benefizient:

    Wir haben uns den Kuchen geteilt (= "we shared the cake", oder: "we divided the cake for us")

  5. teilen + Personalpronomen.Dat + Objekt.Akk "divide" mit Angabe des Benefizienten

    Wir haben ihnen den Kuchen geteilt (= "we divided the cake for them")

Die letzten zwei sind die problematischen. Aufgrund des vermutlich häufigeren Gebrauchs und des Mangels der Unterscheidung "share"/"divide" hat Konstruktion wohl die sehr eigenständige Bedeutung gewonnen (vgl. wir haben [uns] ein Auto gekauft).

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There are many verbs having a preposition for teilen which makes it much more precise:

  • (sich etwas) einteilen: to plan with a resource in advance (food, time, gas)
  • (etwas) aufteilen: to split something into parts (smaller groups)
  • (sich/etwas) mitteilen: to share/distribute your own words/opinion
  • (etwas) verteilen: to spread (money, ads, food)
  • (etwas) austeilen: to give, unbound to the source (food, punches)
  • (etwas) erteilen: to give authorization, order, knowledge

With these it might also be easier to not "freely" mix in "sich", as then it almost always makes no sense anymore. From https://de.wiktionary.org/wiki/teilen you can see even more verbs. To adapt to your examples:

  • Die beiden Kinder haben eine Tüte Süßigkeiten untereinander aufgeteilt.
  • Ich habe den Kuchen in vier Stücke aufgeteilt (er kann sich ja nicht selbst aufteilen).

"Die Zellen teilten sich" is a difficult one - I have no better word for the biological doubling process, but "sich" is mandatory here.

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