Ich weiß nicht, ob das Muster
Etwas gehört getan
gleichbedeutend: Etwas sollte getan werden
und seine um ein Dativobjekt erweiterte Variante
Jemandem gehört etwas (an)getan
gleichbedeutend: Jemandem sollte etwas (an)getan werden (um ihn zu bestrafen)
nur im Süden des deutschen Sprachraums gängig ist, oder ob man es überall verwendet. In Österreich, wo ich lebe, gehören jedenfalls beide Varianten zur Alltagssprache, und Ö1, der Kultur-Radiosender des ORF verwendet seit vielen Jahren sogar einen Werbeslogan der nach diesem Muster gestrickt ist:
Ö1 gehört gehört
bedeutet: Ö1 sollte gehört werden
Meinen Recherchen zufolge verwendet auch der deutschländische Radiosender SWR1 den gleichen Slogan oder hat ihn früher mal verwendet. Aber auch dieser Sender ist nicht gerade in Norddeutschland daheim.
Im Alltag hört man oft Sätze wie diese, die diesem Muster entsprechen:
Die Butter gehört aufgebraucht bevor sie ranzig wird.
Der Rasenmäher gehört schon dringend repariert.
Dein Zimmer gehört aufgeräumt.
Wenn man dieses Muster um einen Dativus incommodi (Dativ des Leidtragenden bzw. Benachteiligten) erweitert, dann entsteht ein Gefüge, durch das ausgedrückt wird, dass eine Handlung ausgeführt werden soll, um jemandem einen Schaden zuzufügen, meist um ihn damit zu bestrafen:
Dem Georg gehört eine Ohrfeige verpasst.
Jemand sollte dem Georg mal eine Ohrfeige verpassen.
Dem kriminellen Bankdirektor gehört sämtliches Geld weggenommen.
Jemand sollte dem kriminellen Bankdirektor sämtliches Geld wegnehmen.
Den Politikern gehört endlich mal ein Denkzettel verpasst.
Jemand sollte den Politikern endlich mal einen Denkzettel verpassen.
Nicht zufällig ist in zwei der drei Beispiel die Rede davon jemandem etwas zu "verpassen". Weil die Fügung
Jemandem gehört etwas verpasst
so häufig ist, wird dabei manchmal das Wort verpasst weggelassen, und die so entstandene Ellipse hat dann dieses Muster:
Jemandem gehört etwas
Beispiele:
Dem Georg gehört eine Ohrfeige.
Den Politikern gehört endlich mal ein Denkzettel.
Diese Form des "gehören" hat aber nichts mit einer Besitzzuschreibung zu tun (»Georg gehört das rote Auto«), was man am letzten Beispiel auch durch den Zusatz »endlich mal« erkennt, der bei einer Besitzangabe nur wenig Sinn ergeben würde.