Ich bin mir nicht sicher, ob hier das richtige Verb verwendet wurde
anflehen = ängstlich oder verzweifelt um etwas bitten
Dieses Wort ist ein transitives Verb. Wenn man es verwendet, muss man in einem Akkusativobjekt angeben, an wen man die Bitte richtet:
Klaus flehte seinen Peiniger an, doch endlich aufzuhören.
Der Bettler flehte die Passanten um ein Stück Brot an.
fliehen = schnelles Verlassen eines gefährlichen Ortes
Dieses Wort benötigt kein Akkusativobjekt.
Klaus floh vor seinem Peiniger.
Die Einwohner flohen aus dem Kampfgebiet.
Daher ist der Teil »auf dass er anflehen möge« sowieso falsch. Richtig ist einer dieser beiden Sätze:
Ängstlich bitten: Wir schlugen ihn, auf dass er uns anflehen möge.
Davonlaufen: Wir schlugen ihn, auf dass er fliehen möge.
Ich kenne den Kontext nicht. Ohne Kontext ergibt der zweite Satz für mich mehr Sinn, daher nehme ich ihn als Beispiel. Alles kann aber auch deckungsgleich auf den ersten Satz angewendet werden.
Subjunktion
Die Wortfolge »auf dass« ist eine begründende Subjunktion. Das bedeutet, dass sie einen untergeordneten Nebensatz einleitet, den man »Konjunktionalsatz« nennt, und dieser Konjunktionalsatz enthält eine Begründung für das was im Hauptsatz gesagt wird. Ein Konjunktionalsatz ist immer ein Teil eines größeren Satzes, der von einer Subjunktion eingeleitet wird und bei dem das finite Verb (jenes Verb, das gebeugt wird) ganz am Ende steht.
Begründungssätze
Er legte sich ins Bett, weil er müde war.
Da es so heiß war fuhren sie an den See.
Lisa ging heim, damit sie endlich Ruhe hatte.
Lisa ging heim, auf dass sie endlich Ruhe habe.
Synonym von »damit«
Die Wortfolge »auf dass« kann immer durch das Wort »damit« ersetzt werden. Beides bedeutet genau dasselbe und auch grammatisch funktionieren beide Ausdrücke fast genau gleich. »Auf dass« (in alter Rechtschreibung: »auf daß«) ist aber eine veraltete Form, die rund um das Jahr 1850 den Höhepunkt ihrer Beliebtheit hatte, aber auch damals wurde »damit« etwa 40-mal häufiger verwendet als »auf daß«. Heute kommt in deutschen Texten auf eine Verwendung von »auf dass« rund 300-mal »damit«. Wer gutes modernes Deutsch sprechen und schreiben will, sollte auf »auf dass« daher eher verzichten und stattdessen »damit« sagen und schreiben.
Das eben Gesagte gilt jedoch nur für die Subjunktion. Das Wort »damit« kann nämlich auch noch als Pronominaladverb verwendet werden, in dieser Funktion kann es nicht durch »auf dass« ersetzt werden:
- Subjunktion
Der Hamster legt Vorräte an, damit er im Winter Futter hat.
Damit die Verbindung lange hält muss man den Kleber gut trocknen lassen.
- Pronominaladverb:
Er nahm den Hammer und schlug damit den Nagel in die Wand.
»Her damit!« rief der Räuber als er das Geld sah.
Der Ritter heiratete die Prinzessin und damit endete das Märchen.
Modus
Ich habe oben geschrieben, dass »auf dass« grammatisch fast gleich wie »damit« funktioniert. Die Gleichheit bezieht sich auf den Satzbau, aber es gibt einen wichtigen Unterschied beim Modus des finiten Verbs:
- Indikativ
Lasset uns trinken, damit wir fröhlich sind.
Der Hamster legt Vorräte an, damit er im Winter Futter hat.
- Konjunktiv I
Lasset uns trinken, auf dass wir fröhlich seien.
Der Hamster legt Vorräte an, auf dass er im Winter Futter habe.
Das ist eine Eigenheit von »auf dass«, die es bei anderen Subjunktionen nicht gibt.
Das Verb »mögen« als Modalverb
Das ist vermutlich die schwierigste Sache an dem Beispielsatz. Dieses Verb verändert nämlich seine Bedeutung wenn man es im Konjunktiv verwendet.
- Modalverben mit Infinitv im Indikativ
Erich kann schwimmen.
Lisa soll schlafen.
Heinrich muss essen.
Anna möchte fortgehen.
- dieselben Modalverben im Konjunktiv I
Heinz sagt, Erich könne schwimmen.
Heinz sagt, Lisa solle schlafen.
Heinz sagt, Heinrich müsse essen.
Heinz sagt, Anna möge fortgehen.
Heinz verlangt von Anna, sie möge fortgehen.
Man kann das Modalverb mögen nicht im Konjunktiv verwenden um eine indirekte Rede abzubilden. Stattdessen drückt der Konjunktiv »möge« eine von jemand anderm kommende Aufforderung aus, während der Indikativ noch einen eigenen Wunsch ausdrückt.
Die Modalverben sollen und müssen drücken im Konjunktiv zwar auch eine von außen kommende Aufforderung aus, das tun sie aber auch schon im Indikativ. Hier verändert sich die Bedeutung also nicht. Bei »mögen« kommt es aber zu dieser Veränderung der Bedeutung.
Die Form »mochte« ist kein Konjunktiv, sondern die ganz normale Vergangenheitsform von mögen im Indikativ:
Präsens Indikativ: Heute möchte Klaus schlafen.
Präteritum Indikativ: Gestern mochte Klaus schlafen.
Der Satz aus der Frage enthält im untergeordneten Teilsatz die Begründung für das Schlagen, diese Begründung ist aber eine Aufforderung:
Er soll fliehen. Aus diesem Grund schlagen wir ihn.
Diese Aufforderung funktioniert aber nicht wenn das Modalverb »mögen« im Indikativ steht:
- Indikativ, Präteritum
Er mochte fliehen. Aus diesem Grund schlugen wir ihn.
- Konjunktiv I, Präsens
Er möge fliehen. Aus diesem Grund schlagen wir ihn.
Schwierig wird es, wenn man die Aufforderung in die Vergangenheit setzen will. Eigentlich wäre der Konjunktiv II die korrekte Wahl:
- Konjunktiv II, Präteritum
Er möchte fliehen. Aus diesem Grund schlugen wir ihn.
Wir schlugen ihn, auf dass er fliehen möchte.
Das ist aber eine so ungewöhnliche Konstruktion, dass die im 21. Jahrhundert kaum noch verstanden wird. Ich persönlich würde daher an dieser Stelle den Konjunktiv II durch den Konjunktiv I ersetzen:
- Konjunktiv I, Präteritum
Er möge fliehen. Aus diesem Grund schlugen wir ihn.
Wir schlugen ihn, auf dass er fliehen möge.
Umschreibung
Bei so komplizierten Konstruktionen ist es oft hilfreich, den Satz völlig anders zu formulieren:
Wir schlugen ihn, um ihn dazu zu bringen, die Flucht zu ergreifen.
Und falls es doch um eine Bitte ging:
Wir schlugen ihn, um ihn dazu zu bringen, uns anzuflehen.