Which is right? Or both?
- Gestern war ich in der Schlange. Jemand hat mir ihren Platz gegeben.
- Gestern war ich in der Schlange. Jemand hat mir seinen Platz gegeben.
Is jemand masculine or feminine or neuter or it depends?
Beide Varianten sind möglich, können aber je nach Sprechsituation etwas anderes bedeuten.
Zunächst einmal: Mein, dein, sein, ihr, unser, euer sind besitzanzeigende Fürwörter. Welches besitzanzeigende Fürwort in einer bestimmten Sprechsituation das geeignete ist, richtet sich normalerweise nach der betreffenden grammatischen Person, deren Besitz (Eigentum, Verwandschaft, etc.) angezeigt werden soll.
Nehmen wir einmal an, jemand weist mir einen Platz zu, jedoch nicht seinen eigenen, sondern den einer anderen Person. Dann zeigt das besitzanzeigende Fürwort an, welche grammatische Person hinter dem ursprünglichen Besitzer steckt:
Jemand hat mir meinen / deinen / seinen / ihren / unseren / euren Platz gegeben.
Nehmen wir nun an, jemand ist selber Besitzer eines Platzes und weist mir eben diesen Platz zu. Dann ist das unbestimmte Fürwort jemand gleichzeitig die grammatische Person des besitzanzeigenden Fürworts. Und da jemand zur 3. Person Singular gehört und maskulinen Geschlechts ist, lautet das richtige besitzanzeigende Fürwort für diese Sprechsituation sein:
Jemand [3. Pers. Sg., m.] hat mir seinen [3. Pers. Sg., m.] (eigenen) Platz gegeben.
(Mit dem Wörtchen eigenen lässt sich die Sprechsituation eindeutig machen.)
Ein anderes besitzanzeigendes Fürwort, wie zum Beispiel ihr, wäre in dieser Sprechsitation formal unrichtig, weil dann die grammatischen Personen nicht übereinstimmen würden:
Jemand [3. Pers. Sg., m.] hat mir ihren [3. Pers. Sg., f.] (eigenen) Platz gegeben.
Allerdings kommt es, vor allem in letzter Zeit, zuweilen vor, dass man sich bei bekanntem natürlichen Geschlecht nach diesem richtet anstatt nach dem grammatischen Geschlecht. Man nennt dies Konstruktion nach dem Sinn oder Constructio ad sensum. Wäre der Jemand bekanntermaßen eine Frau, so wäre der Satz
Jemand hat mir ihren eigenen Platz gegeben.
nach dem Sinn konstruiert.
Zur Möglichkeit unterschiedlicher Bedeutungen und zum Zusammenhang zwischen Besitzer und ihn bezeichnendes Indefinitpronomen, siehe die m.E. hervorragende Antwort von @BjörnFriedrich.
Ich möchte hier nur auf den Fall Jemand = Besitzer eingehen und m.E. wichtige Details hinzufügen.
Warum ist jemand maskulin?
Man könnte argumentieren, dass jemand von Mensch kommt1 und daher maskulin ist. Ebenso könnte man (wie @GunterSchadow in seiner Antwort) argumentieren, dass jemand genderindifferent ist und daher wie-maskulin verwendet wird2. In beiden Fällen gehört aus Sicht der Grammatik zum Indefinitpronomen jemand (als Besitzer) das besitzanzeigende Fürwort sein.
Damit etwas sinngemäß ist, muss es zuerst einmal einen Sinn ergeben.
@BjörnFriedrich weist in seiner Antwort der Vollständigkeit halber auf die Konstruktion nach dem Sinn (Constructio ad Sensum) hin, also eine
Satzkonstruktion, bei der sich das Prädikat oder Attribut nicht nach der grammatischen Form des Subjekts, sondern nach dessen Sinn richtet.3
Solche Konstruktionen entstehen durch sehr enge Bindung einer Formulierung an das damit beschriebene innere Bild, sind dann (insbesondere in literarischen Texten) durchaus sinnvoll und können sogar gezielt eingesetzt werden, um mit wenigen Worten dramaturgische Effekte zu erzielen.
Beispiel 1:
Der Polizist bemerkte das Mädchen hinter dem Baum, aber als er noch einmal zurückschaute, war sie schon weg.
Um grammatische Kongruenz herzustellen, müsste es heißen
... war es schon weg.
Da Mädchen ein weibliches Wesen bezeichnet, gibt es zwischen das Mädchen und sie aber semantische Kongruenz. Daher ist die Konstruktion sinngemäß richtig, auch wenn sie gegen die Regel der grammatischen Kongruenz verstößt.
Beispiel 2:
Der ganze Haufen stürzte auf ihn zu. Sie warfen ihn in heißen Teer und federten ihn dann.
Der Haufen ist maskulin und es müsste daher formal richtig heißen:
... Er warf ihn in heißen Teer ...
Da der Haufen hier aber offenbar eine Gruppe von Menschen bezeichnet, die vorher schon einmal erwähnt wurde, gibt es auch hier semantische Kongruenz.
Aus Sicht der Semantik sind diese Konstruktionen also nicht fehlerhaft, sondern könnten als Stilmittel betrachtet werden.
Im Fall von jemand ist das anders.
Jemand "... bezeichnet irgend eine Person, die man nicht näher bestimmen kann oder will ..."1
Jemand hat mir ihren Platz gegeben.
Es macht absolut keinen Sinn (und ist damit auch nicht sinn-gemäß), im ersten Wort des Satzes durch die Verwendung des Wortes jemand von allen Eigenschaften der Person zu abstrahieren, nur um anschließend ausgerechnet das biologische Geschlecht zu konkretisieren. Wenn das bedeutsam ist, kann man auch gleich mit dem Subjekt des Satzes eine Frau oder ein Mann sagen. Sofern man nicht selbst verwirrt ist, führt man mit solchen Zickzack-Formulierungen zumindest den Empfänger der Nachricht buchstäblich an der Nase herum. Das ist weniger als nur schlechter Stil. Es ist umständliche, zeitraubende, ermüdende Information und es ist mehr als fraglich, ob eine solche Konstruktion überhaupt als Constructio ad Sensum bezeichnet werden kann.
Hier gibt es weder grammatische noch semantische Kongruenz. Die Information zum biologischen Geschlecht des mit jemand bezeichneten Menschen wird vom Subjekt gezielt abgezogen und kommt dann durch das verwendete Personalpronomen zur Hintertür wieder herein.
Letztlich sollten wir nicht vergessen, dass Sprache im Alltag der Kommunikation, also dem Austausch von Information dient und man sich nicht selbst von hinten in die Brust schießen sollte, nur weil man einen Weg gefunden hat, wie das geht.
Die Formulierung
Jemand hat mir ihren Platz gegeben.
kann (von einem kompetenten Sprecher) im Grunde kaum etwas anders heißen als: Jemand bot mir den Platz der Frau an, die ich eben schon einmal erwähnt habe.
Auch wenn mir die Politisierung der Grammatik oft zu weit geht, hielte ich es rein logisch durchaus für gerechtfertigt, die Verwendung von jemand mit anschließender Konkretisierung des biologischen Geschlechts als sexistisch zu bewerten. Mit der Verwendung von jemand als Subjekt des Satzes wird prominent herausgestellt, dass sämtliche Eigenschaften der Person vollkommen uninteressant sind. Anschließend nur auf das Geschlecht noch einmal explizit hinzuweisen, könnte man geradezu als Definition von Sexismus bewerten, denn die Reduktion auf das biologische Geschlecht liegt hier nicht in der Sprache begründet, sondern ist explizit herbeigeführt.
1 dwds.de/wb/jemand
2 Prof. Dr. Peter Gallmann: Zum Genus bei Personenbezeichnungen. Jena 2019/20
3 https://www.dwds.de/wb/Constructio ad Sensum
It's "seinen", because its abstract, there is no gender. And "seinen" could work for a neutral too (e.g. "Das Schwein hat seinen Platz beschmutzt.") If you wanted to say that it was a woman who traded her place with you, you'd say "eine Frau hat mir ihren Platz angeboten." Of course these customs are now all revised by politically correct language policing, you find people pushing pronouns over to the feminine, sometimes every other, sometimes all, and sometimes "seinen/ihren", but it still would sound forced.
Like other pronouns such as «wer», «jemand» has traditionally been masculine – exactly like English “who”, “somebody” etc.
With growing awareness for gender stereotypes expressed in language, there are people who no longer deem sentences like the following to be acceptable:
For the reasons Björn Friedrich has explained, simply using the feminine possessive is ambiguous. It may indicate that «jemand»/«somebody» is a woman, or it may indicate that the forgetful person is different from the woman owning the bra:
In English, you can leave the gender unspecified by using singular they:
Singular they is not possible in German because the plural «sie/ihren» is identical to the feminine singular «sie/ihren».
If you want to use «jemand» in German without specifying the gender or using ambiguous expressions, you have to use circumlocutions like the following:
I'm quoting from Wordreference(1), and fully agree. Duden Online does not comment on that issue.
(The summary is: It's traditionally masculine. Nowadays some may start to make a difference. Better is to avoid jemand for obvious sentences talking about women, and use different paraphrases.)
Ich zitiere aus dem Forum von Wordreference(1), dem ich voll zustimme. Duden Online hält sich da bedeckt (und fein raus?):
"Traditionellerweise ist jemand maskulin. Es ist aber durchaus möglich, dass heutzutage manche eine Unterscheidung zwischen maskulin und feminin machen. In einer Sprachprüfung würde ich das Wort auf jeden Fall als maskulin behandeln; in anderen Fällen ist es eine ideologische Entscheidung, was man macht. Allerdings glaube ich, die traditionelle Variante überwiegt nach wie vor.
jemand ist männlich (grammatikalisches Geschlecht).
Diese Frau ist jemand, den man ernst nehmen muss.
Ich habe neben jemand(em) im Flugzeug gesessen, der schön war. Es war die Miss World.
Vgl.
Ich habe neben jemand Schönem gesessen.
Ich habe neben jemandem Schönem gesessen.
Ich habe neben jemandem Schönen gesessen.
Alle drei sind richtig und sagen übers natürliche Geschlecht nichts aus.
... aus ... geschilderten Gründen nie "jemand" verwenden würde, wenn ich definitiv über eine Frau spräche. (Das ist mir an Beispielsätzen mit "wer" deutlich geworden; Thread).
Ich habe im Flugzeug neben einer sehr schönen Frau gesessen.
Ich habe mit einer Frau gesprochen, die mir geholfen hat."