In den germanischen Sprachen haben die Adjektive zwei verschiedene Gruppen von Endungen. Die erste Gruppe entspricht denen der Artikelwörter; man spricht von starken oder pronominalen Endungen. Zum Beispiel im Singular maskulin:
Nom. |
Akk. |
Dat. |
Gen. |
dieser Mist |
diesen Mist |
diesem Mist |
dieses Mists |
großer Mist |
großen Mist |
großem Mist |
großen1 Mists |
Die zweite Gruppe von Endungen enstpricht denen der Substantive der n-Deklination; man spricht von schwachen Endungen. Wieder im Singular maskulin:
Nom. |
Akk. |
Dat. |
Gen. |
der Ochse |
den Ochsen |
dem Ochsen |
des Ochsen |
der große |
den großen |
dem großen |
des großen |
Ursprünglich hatte der Gebrauch der verschiedenen Endungsgruppen mit Definitheit zu tun. Im Neuhochdeutschen ist die Verteilung dagegen formal geregelt. Wenn ein Artikelwort mit Endung vorhanden ist, sind die Adjektive schwach:
mancher neue Kunde
mit einem schlechten Gewissen
keine schnellen Lösungen
In allen anderen Fällen stark:
manch neuer Kunde
mit schlechtem Gewissen
solch schnelle Lösungen
Daß die schwache Adjektivendung -en unter den sieben Ausgangsbeispielen nur im vierten Satz steht, liegt also daran, daß nur dort ein Artikelwort mit Endung, keine, vorhanden ist. In allen anderen Beispielen gibt es kein Artikelwort, so daß das Adjektiv selber die starke Endung -e trägt.
1 Ursprünglich hatten die Adjektive im Gen. Sg. mask. und neut. die Endung -es. Die alte Endung ist in Wendungen bis ins 19. Jahrhundert erhalten: Sei gutes Mutes! (Grimm, Fontane; DWB unter II. 3) e) δ)