Duden gibt zwei Genitive des Substantivs Englisch an:
des Englisch
des Englischs
Welcher wird unter welchen Umständen verwendet?
Duden gibt zwei Genitive des Substantivs Englisch an:
des Englisch
des Englischs
Welcher wird unter welchen Umständen verwendet?
Das betrifft alle Namen von Sprachen oder Unterrichts- bzw. Studienfächern, die auf -isch enden (Kirgisisch, Französisch, Russisch, Arabisch, ...), hier dargestellt am Beispiel Englisch:
Es gibt zwei Formen des Substantivs:
Die Form 2 kann nur gemeinsam mit einem bestimmten Artikel verwendet werden, die Form 1 wird entweder ohne Artikel oder mit einem bestimmten Artikel verwendet. Beide Formen kommen nur im Singular vor (es gibt keinen Plural.)
Davon ist zu unterscheiden das substantivierte Adjektiv, das nicht nur auf Sprache und Unterrichtsfächer beschränkt ist:
Beispiele:
1 Jürgen spricht Englisch.
1 Das Englisch von Jürgen ist schlecht.2 Das Englische ist mit dem Deutschen verwandt.
3 Der Englische besteht aus Rostbraten, Beiried und dem Rindslungenbraten.
Die Form 1 wird wie folgt dekliniert:
Das Englisch von Anita klingt sehr schön.
Englisch ist mit Deutsch verwandt.
Oliver bedient sich des Englisch, das er in der Schule gelernt hat.
Oliver bedient sich des Englischs, das er in der Schule gelernt hat.
Simon entziffert die Inschrift mithilfe seines Englisch.
Die Aussprache des Englisch ist schwierig.
Im Englisch des 16. Jahrhundert gab es noch eine Du-Sie-Unterscheidung.
Deutsch ist mit Englisch verwandt.
Eugene spricht Englisch.
Ich will das Englisch von Martin gar nicht hören.
Deklination der Form 2:
Das Englische ist mit dem Deutschen verwandt.
Es bedarf des Englischen um diesen Text zu verstehen.
Margit verständigt sich mit Simon mithilfe des Englischen.
Die Entwicklung des Englischen aus dem Urgermanischen ist gut erforscht.
Nominalklassen fehlen dem Englischen.
Andere Sprachen beeinflussen das Englische.
Die Entscheidung, wann welche der beiden Formen zu verwenden ist, und wann im Fall der Form 1 im Genitiv die Variante mit oder ohne S Anwendung finden soll, finde ich recht schwierig zu begründen. Hier ist ein Versuch:
Wenn die individuelle Art und Weise der Verwendung einer Sprache durch einen bestimmen Sprechers gemeint ist, ist die Form 1 mit Artikel (oder einem anderen Determinativ) vorzuziehen. Ebenfalls wird die Form 1 mit Artikel bevorzugt, wenn eine Variante der Sprache gemeint ist.
(Nom) Das Englisch von Anita klingt sehr schön.
(Gen) Simon entziffert die Inschrift mithilfe seines Englisch.
(Akk) Ich will das Englisch von Martin gar nicht hören.
(Dat) Im Englisch des 16. Jahrhundert gab es noch eine Du-Sie-Unterscheidung.
Wenn die Sprache als allgemeines Kommunikationsmittel gemeint ist, verwendet man entweder die Form 2 oder die Form 1 ohne Artikel:
(Nom) Das Englische ist mit dem Deutschen verwandt.
(Dat) Das Deutsche ist mit dem Englischen verwandt.
(Akk) Andere Sprachen beeinflussen das Englische.
(Nom) Englisch ist mit Deutsch verwandt.
Das trifft auch auf den Genitiv zu:
Christa bedient sich ihres Englisch.
Simon entziffert die Inschrift mithilfe seines Englisch.
Die Entwicklung des Englischen aus dem Urgermanischen ist gut erforscht.
Bleibt noch zu klären, wann die Form 1 im Genitiv mit S und wann ohne S zu verwenden ist. Auch dazu habe ich keine exakte Antwort, aber ich glaube, dass aus grammatischer Sicht beide Varianten gleichwertig sind. Die Sprachökonomie spricht aber dafür, das S am Ende eher wegzulassen, weil zwei Zischlaute hintereinander für viele schwierig auszusprechen sind. Meiner persönlichen Beobachtung nach folgt der aktuelle Trend des Sprachwandels auch genau dieser Idee. Mir scheint, als wäre die Form mit S immer schon die zweite Wahl gewesen, aber heute drängt die S-lose Form die Form mit S noch mehr in den Hintergrund.
Beide Formen mögen sprachlich korrekt sein, allerdings sind beide sehr selten. Der Genitiv des substantivierten Adjektivs wird um Größenordnungen häufiger verwendet.
"Des Englischs" wird in der Realität praktisch nicht verwendet, wohl weil die Aussprache recht mühsam für die meisten Muttersprachler ist. Ich selbst tue mich jedenfalls schwer damit. Es erfordert Konzentration auf die Aussprache, weil s nach Zischlauten eher untypisch für die deutsche Sprache ist.
Hier ein Google-Ngram:
In der Darstellung fehlt "des Englischs", weil es im Textkorpus nicht gefunden wird.
Ganz ehrlich, ich glaube, dass ich die erste Form noch nie verwendet habe. Genitive enden klassischerweise auf -s oder auf -es und die erste Form klingt echt merkwürdig.
Edit: „Als Grund für die Schwankung [hinsichtlich der Genitivmarkierung] wird angegeben, dass die Endungen zwecks Verständlichkeit für den Leser weggelassen werden können, da der Eigenname ohne Genitivendung besser erkannt werde.“ - https://grammatikfragen.de/showthread.php?1654-Genitiv-mit-s-oder-ohne-s
Meine Meinung: Ja, man kann die Eigennamen besser erkennen. „Die EU-Kandidatin erklärte die Friedensidee zur Triebfeder des Europa.“ Da weiß man genau, worauf sich der Satz bezieht. Ich bleibe aber dabei, dass das trotzdem sehr merkwürdig und ungewohnt klingt.