wandern
Das Verb »wandern« beschreibt eine sportliche Art der Fortbewegung, ähnlich wie »laufen« oder »schwimmen«. Beim Wandern zeiht man festes Schuhwerk an, packt einen Rucksack und geht dann eine weite Strecke, wobei man meist größere Siedlungsgebiete meidet. Das, was beim Wandern wesentlich ist, ist, dass man eine lange Strecke zu Fuß geht.
Der Satz
Er wanderte aus Europa in die Vereinigten Staaten.
Bedeutet, dass sich jemand in Europe Wanderschuhe anzieht, Proviant in einem Rucksack mitnimmt und dann zu Fuß in die USA geht, wobei - wegen der nicht vorhandenen Landverbindung - ein Teil des Weges auf einem Schiff zurückgelegt werden muss.
auswandern
Das Verb »auswandern« bedeutet, dass jemand seine Heimat für immer verlässt um den Rest seines Lebens an einem anderen Ort zu verbringen. Das Wort sagt nichts darüber aus, auf welche Weise man sich vom Ursprungsort zum Zielort bewegt. In den meisten Fällen wird man das an Bord eines Fahrzeuges sein, das ist aber nicht wesentlich. Wesentlich ist, dass man beim Auswandern seinen Wohnsitz in ein anderes Land verlagert.
Der Satz
Er wanderte aus Europa in die Vereinigten Staaten aus.
bedeutet, dass jemand seinen bisherigen Wohnsitz in Europa aufgibt um zukünftig in den USA zu leben.
Trennbare Verben
Das Verb »auswandern« ist ein trennbares Verb. Wenn man einen Satz im Futur I bildet, steht jedes Vollverb in seiner Nennform am Ende des Satzes, egal ob es trennbar ist oder nicht:
Alex wird über die Alpen wandern.
Erika wird das Rheintal durchwandern.
Heinz wird aus Europa auswandern.
Dasselbe gilt, wenn man einen Satz im Präsens formuliert und dabei ein Modalverb verwendet:
Alex darf über die Alpen wandern.
Erika möchte das Rheintal durchwandern.
Heinz will aus Europa auswandern.
In den genannten Beispielen hat das Hilfverb bzw. das Modalverb die Rolle des finiten Verbs übernommen, also jenes Verbs, das so gebeugt wird, dass es mit dem Subjekt in Zahl (singular oder plural) und Person (1., 2. oder 3. Person) übereinstimmt. Das finite Verb ist auch jedes Verb, dass in deutschen Aussagesätzen immer an Position 2 steht. Alle anderen Verben, die im selben Satz zusätzlich noch vorkommen, sind infinite Verben (Verben in der Nennform) und sie stehen am Ende des Satzes.
Will man nun einen Satz im Präsens bilden, der kein Modalverb verwendet, dann muss eines der Verben, die zuvor am Ende standen, die Rolle des finiten Verbs einnehmen, als sich in Zahl und Person an das Subjekt anpassen und auf Position 2 vorrücken.
Bei untrennbaren Verben (egal ob mit oder ohne Vorsilbe) vollzieht das ganze Wort diesen Wechsel:
Alex wandert über die Alpen.
Erika durchwandert das Rheintal.
Bei trennbaren Verben bewegt sich aber nur der Hauptteil des Verbs nach vor, die Vorsilbe bleibt am Ende des Satzes stehen:
Heinz wandert aus1 Europa aus2.
Dabei ist das mit 1 gekennzeichnete Wort »aus« die Präposition des Präpositionalobjekts »aus Europa«, das den Ort bezeichnet, den Heinz nun verlässt. Das mit 2 gekennzeichnete Wort »aus« ist keine Präposition, sondern es ist die abgetrennte Vorsilbe des trennbaren Verbs »auswandern«
Transformiert man diese Sätze in die Vergangenheit, kommt wieder ein Hilfsverbs in den Satz, das die Rolle des finiten Verbs übernimmt, was bedeutet, dass das Vollverb wieder am Ende des Satzes steht, diesmal aber aber als Partizip II:
Alex ist über die Alpen gewandert.
Erika hat das Rheintal durchwandert.
Heinz ist aus Europa ausgewandert.
Hier fällt auf, dass beim nicht zusammengesetzten Verb das Präfix *»ge-« angefügt wird und das zusammengesetzte untrennbare Verb »durchwandern« nur seine Endung ändert (ern -> ert). Bei einem trennbaren Verb kommt auch die Silbe »ge« hinzu, aber nicht als Präfix, sondern als Interfix zwischen Vorsilbe und Hauptteil.
aus etwas steigen
Wenn jemand aus einem Behälter steigt, dann muss man, um den Behälter zu verlassen, sich mit einem Bein nach dem anderen über ein Hindernis bewegen. Das Verb »steigen« bezeichnet nämlich eigentlich eine Bewegung nach oben. (Ein Kind lässt einen Drachen steigen. Ein Bergsteiger steigt auf einen Berg.) Allerdings kann man auch auf einer Leiter nach unten steigen, in diesem Fall steht also die kletternde Bewegung im Vordergrund.
Der Satz
Ich bin aus dem Zug gestiegen.
Bedeutet, dass jemand beim Verlassen Zuges entweder ein Hindernis überwinden musste, oder auf etwas, das einer Leiter ähnelt, aus dem Zug geklettert ist.
aus etwas aussteigen
Das Verb »aussteigen« bedeutet: Ein Fahrzeug verlassen. Im übertragenen Sinn kann »aussteigen« auch das Verlassen einer sozialen Gruppe bedeuten.
Der Satz
Ich bin aus dem Zug ausgestiegen.
Bedeutet, dass ich den Zug verlassen habe.
Man kann beide Sätze auch in die Gegenwart transferieren:
Ich steige aus dem Zug. (Klettern)
Ich steige aus dem Zug aus. (gewöhnliches Verlassen)