Werden Farbbezeichnungen als Substantive verwendet, sind sie im Allgemeinen neutral:
- Das Blau des Himmels ist wunderschön.
- Das Rot ihrer Haare bildete einen starken Konstrast zum Weiß ihrer blassen Haut.
etc.
Dem gegenüber ist mir jedoch auch die Verwendung als Femininum geläufig, die zumindest in Südwestdeutschland verbreitet zu sein scheint:
- Hast du noch eine Blau? Meine ist alle.
- Diese Gelb ist viel heller als jene.
etc.
Meinem Sprachgefühl nach verläuft die Abgrenzung recht scharf entlang der Linie, ob es sich um den visuellen Eindruck einer Farbe handelt (neutral) oder ob es sich um eine greifbare Farbe mit dem Zweck, etwas anderes einzufärben, handelt (feminin). Das heißt:
Beschreibt man also z.B. die Farbe, die eine grüne Linie auf einem Blatt Papier hat, wäre es "das Grün"; bezieht man sich aber auf den "Werkstoff" bzw. insbesondere das Zeichenwerkzeug, ist es "die Grün". Entsprechend bietet der Baumarkt unter anderem einen besonderen Gelbton zum Wände Streichen an (das Gelb), was man dann aber im Eimer nach Hause trägt, ist "die Gelb". Der Gegensatz lässt sich auch in einem Satz gegenüberstellen; "Das Rot dieser Rot ist besonders kräftig." nehme ich als idiomatisch wahr - das erste "Rot" bezieht sich hier auf den Farbton, das zweite auf die diesen Farbton besitzende Zeichenressource.
Freilich ist das eine umgangssprachliche Verwendung, denn in formellerem Kontext würde ich ohnehin zu einer Konstruktion wie "der grüne Stift" bzw. "die gelbe Dispersionsfarbe" tendieren.
Ist diese Unterscheidung ein Regionalismus, und falls ja, wo ist er gebräuchlich? Meine Versuche, Informationen darüber zu finden, waren bislang leider erfolglos, weil sich entsprechende Suchanfragen sehr einfach als Frage nach dem grammatikalischen Geschlecht des Worts "Farbe" selber fehlinterpretieren lassen.
"diese Gelb"
, etc. weiter...