Klingt es unhöflich die Vornamen, mit einem vorgestellten Artikeln zu sagen?
z.B. Der Hans ist bei der Helga.
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z.B. Der Hans ist bei der Helga.
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In Süddeutschland ist das Benutzen von Artikeln mit Vornamen universell verbreitet und hat keine Konnotationen, die mir bekannt wären.
Ich bin erstaunt über die Behauptung "der Didi" klinge distanzierter als "Didi". Ich kenne zwei sprachliche Paradigmen, von denen keines diese Deutung nahelegt!
Ich stamme aus dem Norden, lebe aber seit Jahren im Süden und in Österreich. Durch meine Erfahrungen im Süden, habe ich gelernt dem Artikel vor Namen in der Umgangssprache keine Beachtung zu schenken. Anders gesagt:
viele Muttersprachler verwenden umgangssprachlich immer den Artikel. Österreicher tun dies, wie ich kürzlich belehrt wurde, sogar schriftlich. In diesem sprachlichen Paradigma, bedeutet der Satz folglich dasselbe wie derjenige ohne Artikel, der jedoch ungewohnt klingt.
Was allerdings das Norddeutsche Sprachgefühl angeht, das ich in meiner Kindheit erwarb, so sah ich die Verwendung des Artikels als unerhörte Anbiederung. Danach wäre es unerhört jemanden so vorzustellen. Auch sich selbst.
Meine Mutter (Norddeutsch) ereiferte sich regelmäßig darüber, wenn sich ihr jemand als "der Didi" vorstellt. Meine Großmutter ließ es im Norden niemandem durchgehen sie "die Mechthild" zu nennen. Es gölte ihr als tiefe Respektlosigkeit gegenüber einer alten Dame. In diesem sprachlichen Paradigma wird der Satz nicht akzeptiert. Müsste man ihn deuten, so würde man wohl eine sehr enge Beziehung zwischen allen beteiligten hineinlesen. Inklusive des Sprechers und des Rezipienten.
Ich will hier niemanden beleidigen, aber in diesem sprachlichen Paradigma könnte man auch denken es gehe um Tiere.
Die Helga steht beim Hans im Stall.
Dazu habe ich gerade diesen Beitrag von Bastian Sick gefunden, in dem er einen Leser zitiert:
Wenn die Lotte und die Rosie Durchfall hatten, musste der Veterinär kommen, denn dann waren die Kühe krank.
Selbstverständlich gibt es auch im Norden die Möglichkeit, den Artikel betonend zu verwenden.
Ich bin Hanno!
Der Hanno? Der große Muffinbäcker?
Ja, äh... Nein, ich meine...(wird puterrot).
Willkommen, Hanno! Amanda, das ist Hanno. Der Hanno, den ich dir vorstellen wollte!
Dennoch vermute ich, daß das häufige Reisen und die Möglichkeit viele Sender zu hören die allerallermeisten Sprecher mit der Süddeutschen Variante vertraut gemacht haben.
Ich würde trotzdem empfehlen im Norden gegenüber älteren Menschen den Artikel wegzulassen, da er sie tatsächlich beleidigen könnte. Gleiches gilt für das Sprechen über ältere Menschen.
Nicht unhöflich, aber drückt mehr eine (oft in der Situation gewollte) Distanz aus. Der Hans hat gesagt …
impliziert stärker, dass man nicht unbedingt mit ihm konform geht, als Hans hat gesagt …
.
Ist so ähnlich wie Der hat gesagt …
anstelle von Er hat gesagt …
.
Nachtrag: Durch diverse Hinweise in den Kommentaren zeigt sich immer mehr, dass beim expliziten Hinzufügen des Artikels zum Namen die Wahrnehmung dieser Distanz im Süden des deutschsprachigen Raumes nicht mehr vorhanden ist.
Nein.
Ich finde, das ist gegenüber Dritten normal.
(Quelle: Ich bin Muttersprachler, Region: Rhein-Hessen)
Jein.
In deinem erwähnten Beispiel macht es keinen Unterschied in der Höflichkeit.
Allerdings ist es gefühlsmäßig eher altmodisch, d. h., ich würde den Artikel einfach weglassen.
Hans ist bei Helga.
Allerdings drückt der Artikel eher eine subtile Ablehnung resp. Schuldzuweisung aus, z. B., wenn ich sage
Der Hans hat gesagt, dass "blablabla" …
dann impliziert das im Prinzip, dass ich
als Sprecher/Schreiber damit nicht unbedingt einverstanden bin.
Wenn ich also anstelle von
Hans ist bei Helga.
sage
Der Hans ist bei der Helga.
dann drückt das eine gewisse Ablehnung/Unbehagen aus, resp. dass ich (als Sprecher) nicht damit einverstanden bin, dass Hans jetzt bei Helga ist.
Unfreundlich ist es in diesem Sinne allerdings nicht.
Der Präsident des FC-Bayern hat gesagt ...
kann man sagen, aber wenn es zwei Ulis gibt kann man nicht sagen Der Uli hat gesagt
, außer zuvor wurde bereits deutlich, von welchem die Rede ist.
Aug 8, 2013 at 2:15
In Österreich ist ein Artikel bei einem Vornamen Gang und Gebe und wird nicht im entferntesten Sinne als unhöflich empfunden. Ohne Artikel klingt es in unserem Dialekt gar komisch / unnatürlich.
Ich nehme als Beispiel mal den Hans - Helga Satz her zur Verdeutlichung der Thematik.
Hans ist bei der Helga
ist bei uns im Dialekt
Da Hans is bei da Helga [da ^= der]
Ohne Artikel klingt der Satz für uns unnatürlich, weil wir einen ortsbeschreibenden Satz bilden.
Da Markus sitzt beim Fernseher.
Selbes Prinzip.
Meiner Meinung nach Bundesland / Land unterschiedlich. Sobald man sich gegenseitig dutzt, ist ein Artikel aber auf Höflichkeitsebene absolut irrelevant.
Nein, es ist nicht unhöflich einem Namen einen Artikel voranzustellen. Es ist aber grundsätzlich gesehen unhöflich, einen Nachnamen ohne Herr/Frau zu verwenden. Also:
Der Hans (normal)
Der Mayr (hmmmm … wenn man den Mayr siezt, dann nicht.)
Der Herr Mayr (normal)
Und es ist anzumerken, dass Hans Mayr es nur unhöflich und respektlos finden kann, wenn er es mitbekommt. Wenn sich also zwei Studenten in der Mensa unterhalten und die besprochene Person nicht in der Nähe ist, darf ihnen auch ein der Klüfers statt der Herr/Professor Klüfers durchgehen.