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In der aktuellen April-Ausgabe von Deutsch Perfekt geht es um das substantivierte Adjektiv Dunkel:

Plötzlich waren wir in einem Wald. Das war vielleicht ein tiefes Dunkel.

Irgendwann kamen wir aus dem Dunkel heraus und waren plötzlich in einem kleinen Ort.

Deklination:

Nom.: das Dunkel
Gen.: des Dunkels
Dat.: dem Dunkel
Akk.: das Dunkel

Ich nehme parallel ein weiteres substantiviertes Adjektiv auf:

Nom.: das Rot
Gen.: des Rots
Dat.: dem Rot
Akk.: das Rot

Ich kann mir nicht erklären, warum die Wörter das Dunkel / das Rot wie Substantive dekliniert werden, während ein Deutscher / ein Jugendlicher / ein Angestellter etc. wie Adjektive dekliniert werden, wenn beide Wortarten als substantivierte Adjektive gelten. Kann es daran liegen, dass das Dunkel / das Rot etwas Abstraktes bezeichnen?

Was mir auch unklar ist: Warum heißt es im Dunkeln (Er saß im Dunkeln auf dem Boden), wenn das Paradigma dem Dunkel aufweist?

1 Answer 1

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Das sind zwei unterschiedliche Phänomene mit unterschiedlichen Bedeutungen.

Das erste, das, was man normalerweise unter "substantivierten Adjektiven" versteht, ist essentiell ein Bedeutungswechsel. Die Deklination bleibt unverändert. Ein "Deutscher" wird zwar als Substantiv empfunden, es dekliniert aber vollständig wie ein Adjektiv und zeigt daher die Besonderheiten dieser Deklination, wie z.B. "Ein Deutscher" vs "Der Deutsche" und dass es eine weibliche Form gibt, die aber den gleichen Plural aufweist. Es bedeutet normalerweise nicht mehr als "etwas, das {Adj.} ist" bzw. "jmd, der {Adj.} ist".

Beim zweiten, wie bei "Rot", "Dunkel", wird der Stamm des Adjektivs direkt als neutrales Nomen aufgefasst. Diese Art der Wortbildung nennt sich Konversion. Es dekliniert daher genau wie ein normales neutrales Nomen. So gebildete Worte beschreiben aber das Konzept, das durch das Adjektiv ausgedrückt wird. Es bedeutet also grob "das {Adj.} sein". Da es grundsätzlich erst einmal das Konzept ausdrückt (und damit unzählbar ist), haben diese Nomen keinen Plural. Das geht auch für andere Wortarten, es gibt z.B. "das Ich".

Zu Dunkel: Bei "im Dunkeln" ist es tatsächlich das substantivierte Adjektiv. Man ist also "an einem dunklen Ort". Das Wort "Das Dunkel" ist gehoben (siehe Wiktionary) und tatsächlich gibt es auch "im Dunkel".

Im Dunkel dieses Zimmers kann man das Fürchten kriegen.

Das Problem ist nur, dass bei

Er saß im Dunkel auf dem Boden.

der Eindruck entstehen kann, dass "das Dunkel auf dem Boden" eine Einheit ist. Das passiert bei der festen Wendung "im Dunkeln" nicht.

Die Kernfrage war ja, warum es unterschiedliche Deklinationen gibt. Ich lade andere herzlich dazu ein, die Frage "im Dunkel" vs. "im Dunklen" genauer zu erklären.

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    In short: there are two nouns, das Dunkel and das Dunkle. (And there is even a third, more obscure derivation, via Umlaut: Dünkel, Röte.) Mar 23 at 13:32

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