Wenn sich in einem Satz mehrere Verben verbinden, kommt es zu Mehrdeutigkeiten, was den Bezug von Adverbialen angeht.
obwohl du nicht X versprochen hast
Die Negation nicht kann sich auf versprechen oder den zu-Infinitiv X beziehen. Wenn X = zu meckern, denkt man zuerst an die Negation von X: obwohl du versprochen hast, nicht zu meckern. Wenn X = mitzumachen, bezieht man die Negation zuerst auf versprechen: obwohl du nicht versprochen hast, mitzumachen. Je nach Verb und Kontext ist eine Lesart plausibler als die andere.
Auch bei Modalverben gibt es solche Skopusambiguitäten.
Ich kann auch kein Fleisch essen.
Der Satz wird normalerweise verstanden als es ist nicht möglich, daß ich Fleisch esse, mit weitem Skopus der Negation (d.h. das Modalverb wird negiert). Aber in einem geeigneten Kontext ist auch enger Skopus möglich, also Negation des Infinitivs.
Ich kann auch kein Fleisch essen, wenn dir das lieber ist.
Es ist möglich, dass ich kein Fleisch esse.
Bei müssen bzw. must ist es normalerweise so: im Englischen hat man engen Skopus (Negation des Infinitivs), im Deutschen weiten Skopus (Negation des Modalverbs).
You must not call.
Es ist nötig, dass du nicht anrufst.
Du musst nicht anrufen.
Es ist nicht nötig, dass du anrufst.