Das Wort wird fielfach als "Mundharmonika" gedeutet.
An Dialektwörterbüchern weisen so weit ich sehen kann nur Südhessisches Wörterbuch und Pfälzisches Wörterbuch einen Eintrag für Fotz-Hobel auf während Bayerns Dialekte Online auf Belege für Fotzenhobel in einer Arbeitsdatenbank verweist. Bayerisches Wörterbuch kennt es scheinbar nicht. (woerterbuchnetz.de)
Das verwundert zuerst, da Fotzen im Bezug auf den Mund nunmal bayerisch zu sein scheint insb. im Sinne einer Backpfeife. Stattdessen verweist die Suche auf Pfotsche, -n, quasi Pfoten, Füße, etc., was zufällig zu dem Thema gehört, das ich eigentlich gesucht habe:
- altsächsisch fotskamel wie althochdeutsch fuozskamal, vgl. Fuß und Schemel; in Runen einmal auch mit ks; wohl aus lateinisch scamnum, weiteres ungewiss, vielleicht mit schaben verwandt, das doch an hobeln erinnert.
Übrigens bezeichnet pfotsch ferner die Steckrübe.
Woher die Bedeutung Mund kommen soll, ist aufs Erste nicht erkennbar.
Zum Hobel: Soweit Pfeifers Etymologie auf Hof und irgendwie was dickes verweist, ist das insgesamt entäuschend. Laut Etymologisches Wörterbuch des Althochdeutschen (Band IV, 2008) hat das Wort außerhalb des niederdeutschen keine genaue Entsprechung. Immerhin könnte mit lautmalerei auch Anschluss an Hupe gesucht werden, letztendlich nicht stichhaltig. Pfälzisches Wörterbuch bestätigt Pfeifer insoweit mit Hobel² bzw. Hübel, Hubel als "Hügel", "erhobener Teil eines Dorfes" etc. fast homophon zu Hobel¹ ist. Zudem verweist eine Redensart auf das entsprechende Verb: Du kannsch mer de H. [huwwel o.ä.] ausblose 'Laß mich in Ruhe!' Entsprechend der Steckrübe (s.o.) gilt das Verb hobeln zu 2. 'mit dem Krauthobel schnitzeln'. Süd-Hessisches Wörterbuch sieht das ähnlich und weiß weiter, s.v. Hobel 2. e) “(scherzh.) Mundharmonika, s. Fotz-, Guschen-, Maul-Hobel.” nebst anderer Metonyme.
Entsprechend ist dort Fotze unter anderem auch als "Mund, Maul" geführt, doch könnte dies ein klassischer Zirkelschluss sein, jedenfalls keine Etymologie. Ebenso denkbar wäre bspw. Fot "Spaß, ausgelassene Freude" (nur PfWB) bzw. fotzeln "necken". Übrigens kennt BDO sowohl das Schimpfwort als auch "Mund" via Fränkisches Wörterbuch, während BWB es wohl als hochdeutsch begreift und ausschließt.
Weiter habe ich nicht gesucht. Ach doch, eins noch:
Tatsächlich entspricht Hupe pfälzisch Hub, Huben “aus entrindeten Zweigen geschnittene Pfeife" usw., so Pfeifer, doch hält er dies für lautmalerisch. Vgl. KRS One, “Whoop, whoop, that's the sound of the police”, sowie im Sinne von Maulfotzen ebenso allgemein englisch whoop-ass.
Nach all dem vorhergesagten ist die Frage doch etwas beschränkt: Was ist "Fotzenhobel" und woher kommt es? Das Ziel, im Ursprung eine gänzlich andere Bedeutung zu finden, die Hobel erhellen kann und vielleicht mit Füßen oder wenigstens Holzschuhen zu tun hätte, scheint in keiner Weise gerechtfertigt. Es ist zum heueln.
Links
- en.WT “scamnum”: https://en.wiktionary.org/wiki/scamnum
via https://woerterbuchnetz.de/#0:
BWB “Pfotsche” etc.: https://publikationen.badw.de/de/bwb/-/2.677.pdf https://publikationen.badw.de/de/bwb/-/2.679.pdf https://publikationen.badw.de/de/bwb/-/2.681.pdf
SHW “Hobel”: https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/rsrec/id/2044/sn/shwb?type=Lemma
PfWB “Hübel”: https://woerterbuchnetz.de/?sigle=PfWB&lemid=H06815
EWA “hobil”: https://ewa.saw-leipzig.de/articles/hobil/de#hobil
Pfeifer “Hobel”: https://www.dwds.de/wb/etymwb/Hobel
Pfeifer “Hupe”: https://www.dwds.de/wb/etymwb/Hupe