Wenn ich das Geschlecht eines Anglizismus bestimmen muss, orientiere ich mich an drei Gegebenheiten:
- Hat das Wort ein echtes Geschlecht (the mare, die Stute)?
- Welches Geschlecht hat die Übersetzung im Deutschen
- Nach welchem Geschlecht klingt das Wort
Ersteres erscheint mir verbindlich, aber die anderen zwei Orientierungen sind nicht immer eindeutig. Unterschiedliche Geschlechter, je nach Übersetzungswort:
- fir tree:
- Die Tanne
- Der Tannenbaum
- shop
- Der Laden
- Das Geschäft
- mail
- Die Post
- Der Brief
Ich sage „Der Computershop“ – aber mit welchem Recht? Ich habe eine Mail bekommen, aber bin schon gefragt worden, ob ich den Mail bekommen habe (:grusel:).
Andere Beispiele, Klang?
- stack (der Keller)
- der Frack, der Sack, der Lack
- das Hack, das Pack
- die Jack'
- the song, der Song, das Lied
- der Gong, der Vietkong
Ich neige dazu „der Stack“ zu sagen, aber auch „der Song“ – aber wieso nicht „das Song“ – es heißt ja auch „das Lied“? Wegen des Klanges, weil „…ong“-Worte im Deutschen männlich sind?
Update: „der Download“
Dem Kommentar von Matthias entnehme ich das Beispiel des „Downloads“. Bitte überprüft: Heißt es „der Download“? Wieso? Das Herunterladen, das Abladen. Der angehängte „~vorgang“ als Erklärung sieht mir sehr wie eine post hoc Entschuldigung aus – überzeugend ist er m. E. nicht, vielmehr ein prächtiges Argument gegen die Vermutung, die nächstliegende deutsche Form würde das Geschlecht spendieren. Meine jüngste These in dieser Causa lautet „der Trenchcoat => der Download“ (aber: das Roggenbrot).
PS: Meine favorisierten Tags, anglizismus und geschlecht konnte ich mangels Reputation nicht anlegen/verwenden. gender scheint mir falsch, und nicht einmal englisch fand ich als vorhandenes Tag.
Update und Nachtrag Nr. 2
Die Diskussion, ob ein Geschlecht zu verwenden ist, wenn es verwendet wird, ob also positivistisch zu begrüßen ist, was sich nicht mehr verhindern lässt, muss hier nicht erneut geführt werden. Es ist, glaube ich, unbestritten, dass sich früher oder später Begriffe (und somit Artikel) einbürgern; aber so, wie die Leute „3 mal weniger Spritverbrauch“ sagen, oder „in keinster Weise“ ist das, was gemacht wird, nicht immer gut, schön und richtig. Oft ist es schlecht, falsch und hässlich.