> Sind die österreichischen sächlichen Version von Joghurt und Keks Beweise dafür, dass sich Scholten nicht nur bei einem einzelnen Wort irrt ... Für die Hypothese, dass die Genera ursprünglich so verteilt wurden: Natürlich nicht. Die entsprechenden Wörter hat es damals noch nicht gegeben. > Scholten behauptet aber, dass derselbe Mechanismus, ... **noch heute** unbewusst in unseren Köpfen wirkt ... Ja und nein - aber eher nein: Die Frage, auf die hier schon öfters eingegangen wurde, ist diejenige, wie denn neue Wörter im Deutschen ein Genus bekommen. Laut Internet orientieren sich Sprecher an folgenden Kriterien, bevor es eine "offizielle" Regelung für ein Wort gibt: - Genus in der Herkunftssprache (falls diese Genera kennt) - Bekannte Wörter mit ähnlicher Bedeutung - Klang des Wortes / Wortendung Sollte das Genus aus der Herkunftssprache übernommen werden und die Sprache mit Deutsch verwandt ist, sind die Genera in der Ursprungssprache bereits auf die von Scholten beschriebene Art und Weise gebildet worden. So gesehen hat die damalige Denkweise der Menschen Einfluss auf die Genera der Fremdwörter heute. Was die Vergabe des Genus nach bekannten Wörtern mit ähnlicher Bedeutung (und wohl auch nach der Wortendung) angeht, sieht es ähnlich aus: Damals hat ein Wort ein Genus bekommen und heute wird das Genus für ein anderes Wort übernommen. Die Denkweise der Menschen von damals ist sozusagen in den bereits bekannten Wörtern "gespeichert" und wird heute auf die neuen Wörter übertragen. Aber eben nicht deswegen, weil die Leute heute noch genau so denken, sondern deswegen, weil sie die Genera von bekannten Wörtern auf neue Wörter übertragen. Die Tatsache, dass die meisten englischsprachigen Fremdwörter im Deutschen zunächst mit unterschiedlichen Genera verwendet wurden, spricht für mich dagegen, dass eine von existierenden Wörtern "unabhängige" Denkweise noch existiert.