Die Wendung
Ich glaube, dass es morgen regnen wird.
hat ursprünglich keine Unsicherheit ausgedrückt. Der Sprecher hat damit seine eigene Sicherheit ausgedrückt. Im gleichen Maß wurde auch „religiös“ geglaubt:
Ich glaube an Gott.
In manchen Ländern, die die europäische Aufklärung nicht durchgemacht haben, gibt es auch immernochimmer noch keinen Unterschied zwischen diesen beiden Verwendungen.
Erst die europäische Aufklärung hat in modernen Zeiten dazu geführt, einen Unterschied zwischen Denken, Fühlen und Glauben zu sehen. Außerdem hat sie die Überlegenheit des Denkens propagiert. In Descartes' „Cogito ergo sum“-Textstelle wird das Denken als unerschütterliche Gewissheit gesehen, während Glauben und Fühlen (Descartes spricht Gott, HimmerHimmel und Körper) bezweifelt werden können.
In Folge dieser Überlegenheit des Denkens in der europäischen Weltauffassung wird die Wendung
Ich glaube, dass es morgen regnen wird.
zum Eingeständnis, dass man sich nicht sicher ist, dass es morgen regnen wird, weil es eben kein denkenDenken, sondern „nur“ glaubenGlauben ist.
Demhingegen wird die Wendung
Ich glaube an Gott.
zu einer Kampfansage gegen das universale Denken.