In "Deutsche Grammatik" (3. Auflage) geht Ulrich Engel ab Seite 494 (V 150) hart mit der üblichen Darstellung des deutschen Tempussystems ins Gericht. Er schreibt nun:
Wer nämlich sagt
Handwerker haben ihn getragen. Kein Geistlicher begleitete ihn.
meint etwas grundsätzlich anderes, als wenn er sagen würde:
Handwerker trugen ihn. Kein Geistlicher hat ihn begleitet.
Ich interpretiere beide Sätze nur so, dass Handwerker jemanden tragen und kein Geistlicher dabei ist, und beides in der Vergangenheit liegt. Gemeint ist vermutlich ein unwürdiges Begräbnis. Oder kann jemand beide Sätze tatsächlich völlig anders interpretieren?
Mir ist klar, dass Perfekt und Präteritum eine unterschiedliche Bedeutung haben können, einen deutlichen Unterschied sehe ich hier jedoch nicht. Ein Beispiel für einen deutlichen Unterschied ist:
Die Katze meines Nachbarn bekam (irgendwann) Junge.
Die Katze meines Nachbarn hat Junge bekommen (, sie tapsen durchs Haus).
Ersteres nimmt man, wenn das Ergebnis egal, letzteres, wenn das Ergebnis relevant ist. Mir ist jedoch schleierhaft, wie das auf das Beispiel von Engel anwendbar ist, zumal deutlich.