Bei diesem Verhalten handelt es sich - das sehe ich ähnlich wie Christian Geiselmann - um ein Psychospiel. Man könnte es 'Prinzessin auf der Erbse' nennen. Initiiert wurde es im konkreten FAll durch das für mich leicht hysterisch dargestellte Verhalten der Schwägerin ('durch Eigeninitiative': standardsprachlich, gemeint ist wohl: Sie hat sich den Finger in den Hals gesteckt - Was wird sie da wohl verschluckt gehabt haben?) Der Sohnemann hat sich das abgekuckt und tut das, was viele Kinder phasenweise tun: Sobald das Essen auf dem Teller ist, fängt er an zu 'sortieren' und schiebt ihm verdächtige Objekte auf den Tellerrand.
Entgegen dem Sprachempfinden von Christian Geiselmann wird ein solches Verhalten in weiten Teilen unseres Sprachraums 'mäkelig' genannt. Leider lässt sich aber nicht herausfinden, welcher Impuls den Befragten (beim AdA handelt es sich um Fragebogen-'Kampagnen') vorgelegt wurde, um ihre Version für 'wählerisch beim Essen' zu liefern. Oft sind das typische Sätze im Lückentext-Format, in denen das zu erfragende Wort einzusetzen ist. Ein paar der gelieferten Varianten kenne ich, so dass ich vermute, dass der Impuls die anvisierte Bedeutung recht gut getroffen hat. Die Befragten hatten alle denselben Fragebogen, und sowohl 'mäkelig' als auch 'pingelig' wurden genannt.
Wohl keiner benutzt derartige Wörter unterschiedslos. Die mir bekannten aus der Galerie haben für mich verschiedene Bedeutungen: 'wählerisch' geht in Richtung 'anspruchsvoll', 'pingelig' tendiert nach 'akribisch-kleinkariert', 'verschnuppt' sehe ich eher als 'naschhaft' bzw. 'zuckersüchtig', 'heikel' als 'sensibelchenhaft'. 'Etepetete' ist für mich ein wenig 'ehrpusselig' und darauf bedacht, das kein Außenstehender etwas zum Herumkritisieren findet. Das wird bei anderen anders sein. Wenn man es genauer wissen will, bleibt außer den Wörterbüchern, die nicht alle Nuancen erfassen können, nur die eigene Recherche in den Korpora von https://www.dwds.de/ oder in http://wortschatz.uni-leipzig.de/de, oder man schickt eine eigene Google-Suche los oder schaut etwa bei https://www.dict.cc/?s=picky+eating nach.
Rosinenpickerei beim Essen wird in der dritten Person (unser Töchterchen ist neuerdings beim Essen ...) ziemlich sicher so bezeichnet, wie auf der Deutschlandkarte vom AdA wiedergegeben. Der erste Satz, der mir allerdings einfiel, war 'Hör auf zu sortieren!' So versuchten unsere Eltern am Essenstisch, irgendwelche Eigenwilligkeiten und Marotten von uns Kindern beim Essen im Keim zu ersticken. Leider gingen sie dabei nicht gerade zimperlich vor, aber solche Schnurren wie 'Gemüse ess ich nicht' hätte es bei uns nicht gegeben - dann eben ohne Essen ins Bett, und Taschengeld, um sich selbst was zu kaufen gab's nicht.
Fazit: Als Essverhalten so, wie im AdA genannt, als 'Psychospiel' gibt's sicherlich, auch je nach Perspektive, eine reichhaltige Auswahl (Essenskapriolen, Grillen, Eigensinnigkeiten, Machtkampf, Selbstbehauptungstraining, prinzessinnenhaftes Gebaren usw.)