Man muss durchaus nicht immer eine männliche und eine weibliche Form parallel nennen. In der Belletristik - einem Roman etwa - wirst du diese Verwendung auch nie finden, und im etablierten Journalismus nur selten. Das pärchenweise Aufführen männlicher und weiblicher Formen hat sich jedoch in den letzten Jahren im behördlichen, geschäftlichen und teils auch akademischen Schriftverkehr weitgehend druchgesetzt. Treibender Faktor ist hier die gesellschaftliche Diskussion zur Gleichberechtigung von Männern und Frauen.
Viele Leute sehen in der Verwendung der männlichen Formen (Beamter, Schüler, Lehrer, Sportler, man) eine latente Benachteiligung oder Unterdrückung von Frauen. Um dem entgegenzuwirken, fügt man im behördlichen oder auch geschäftsmäßigen Schriftverkehr in der Regel darum die weibliche Form hinzu (Beamtin, Schülerin, Sportlerin, seltener auch: frau).
Alternativ werden auch Kombinationsformen verwendet:
Schüler/in, Angestellte/r (mit Schrägstrich)
SchülerIn, ParteigenossIn (mit großem Binnen-i)
Daneben gibt es auch Bestrebungen, schriftliche Ausdrucksformen für noch weitere Geschlechteridentitäten (jenseits von nur Mann und Frau) zu finden, etwa mit einem Sternchen oder Unterstrich: Lehrer*in - was die Möglichkeit anzeigen soll, dass man sich auch anders definiert, zum Beispiel als beides, gar nichts davon oder auch als etwas Drittes.
Es gibt auch Versuche, die als Grundform historisch gebräuchliche (oder eben auch nicht mehr durchgängig gebräuchliche) männliche Form ganz durch die weibliche zu ersetzen. Bekannt wurde die Universität Leipzig, die in der Neufassung ihrer Statuten ("Grundordnung") ausschließlich die weibliche Form verwendet (Professorin), wobei damit aber wiederum stets auch Professoren (männlicher Art) mitgemeint sein sollen ("generisches Femininum").
Für deinen eigenen Gebrauch musst du selber entscheiden, wie du schreibst. Dabei wird der Kontext deines Schreibens den Ausschlag geben. Schreibst du einen Roman, wirst du kaum
Lehrerinnen und Lehrer machen mit Schülerinnen und Schülern einen Ausflug
schreiben (außer es wäre ironisch) sondern kurz und simpel
Lehrer und Schüler machen zusammen einen Ausflug,
denn im Roman kommt es dir weniger auf political correctness an als auf gute, saubere, umstandsfreie Sprache.
Schreibst du einen Zeitungsartikel, wirst du auf die Gender-Dopplung verzichten und nur von
Politikern aller Parteien
sprechen, kaum je von
Politikerinnen und Politikern aller Parteien
oder von
Bewohnern und Bewohnerinnen dieses abgelegenen Landstrichs
schon weil du auf der Zeitungsseite nicht so viel Platz hast und den Leser (huch!) nicht nerven willst.
Veröffentlichst du eine Stellenanzeige, wirst du aber in der Regel einen Platz für
eine/n Mechatroniker/in
oder
eine Reinigungsfachkraft (m/w)
anbieten, denn du möchtest der Welt signalisieren, dass Frauen in deiner Firma nicht benachteiligt werden (auch wenn das vielleicht nur schöne Worte sind).
Eine spaßige Beobachtung am Rande: Im Eifer des Gefechts für Gender-Gleichberechtigung versteigen sich Laienschreiber/Laienschreiberinnen manchmal auch ins Absurde. Bekannt wurden Texte aus dem Vereinsumfeld, in denen
Unsere Mitglieder und Mitgliederinnen
zur Jahreshauptversammlung und
Liebe Kinder und Kinderinnen
zur Faschingsfeier eingeladen wurden. Das mag aus übergroßer Furcht geschehen, bei nachlässiger Gender-Dopplung von Eiferern und/oder Eiferinnen eins auf die Mütze zu bekommen. Vielleicht kann man es als Zeichen sehen für die versteckte Vehemenz der zugrundeliegenden Diskussion.