Dabei scheint es sich um eine abgeschliffene Art Höflichkeitsformel in gehobener Sprache zu handeln.
DWDS sagt zum Possessivpronomen sein
[sein2 … germ. *sīna-] gehen auf ein mit dem Suffix ie. -no- gebildetes Adjektiv zum Lokativ ie. *sei zurück, der seinerseits zum Pronominalstamm ie. *se- (s. sich) gehört.
[…] Als Ausgangsbedeutung für das Possessivpronomen ist anzusetzen ‘bei ihm befindlich’, dann ‘zu ihm gehörig’.
„sein“, in: Wolfgang Pfeifer et al.
Vergleichsmöglichkeiten gibt Pfeifer dafür kaum.
Bekannt ist lateinisch per se ohne Lokativ. Dabei wird heute üblicher Weise auf ie. *swe- abgestellt, vgl. französisch son "sein", lateinisch suus, lokativ suī. Deswegen ist die Frage ernst zu nehmen und die Wendung kritisch zu betrachten.
Entsprechend meiner Antwort in der anderen Frage (Warum fängt dieser Satz mit "den" an?) dürfte es sich um ein Adverb handeln.
auf dieses sein Werk
auf dieses von ihm allein bearbeitete Werk
Denkbar ist dabei Überschneidung mit dem Verbum sein im Sinne Leben, vgl. Lebenswerk, i.S.v. sich etwas zu eigen machen. Denn auf der Bedeutungsebene heißt es ungefähr, die Leistung kann ihm keiner mehr nehmen, das ist ihm hoch anzurechnen, wie der weitere Kontext anzudeuten scheint: "Goethe war bis an sein Lebensende stolz […]", "das er sich, neben dem Faust, am meisten zugute tat." Wichtig für diesen Vergleich ist vorallem "lass das sein" (leave it allone).
Vergleichsweise lässt sich konstatieren, dass *-lik in der Theorie ebenfalls Adverbien bzw. Adjektive zu bilden scheint und zwar als Suffix auf (pro)nominaler Basis (s. -lich, vgl. niederländisch lichaam "Körper").
Wie oben bereits angedeutet ist, weil neben eins, allein usw. (siehe die andere Frage) mit Hettitisch šia- und Tocharisch A sas, säṃ, B ṣe eine weitere indoeuropäische Wurzel gehandelt wird, vermutlich *sem-, sowie Suffigierung unten noch mal angefasst wird, auch die Nominalendung *-s im Blick zu behalten.
Jedoch fällt auf, dass *-no- mit auslautendem -e niederschlägt und dem Sprachgefühl nach zumindest in den adverbialen Partizipien (das von ihm bearbeitete) richtig wäre, bspw. er besteht auf das Seine, seinen Anteil. Dementsprechend ist Nasalisierung des Lokativs ohne *-no- bedenklich, quasi sein, weil *-no- in nominativ *-nos (vgl. seins, eins, en.wiktionary), mit Lokativ konkuriert haben muss. Jenes -s greift offenbar analogisch in den Genitiv ein, also seines, vgl. dementsprechend lat. gen. sui.
Ferner stehen Höflichkeitsformeln zum Vergleich an, bspw. seine Majestät, engl. her majesty.
Dabei ist durchaus bemerkenswert, dass die älteren Pronomina mit s, z.B. althochdeutsch so, zwar auf eine anderes Wurzelparadigma zurückgeführt werden, *só ~ *tó, und gerade nicht gebeugt werden. Genau dazu zählt höfliches Sie und insbesondere dieses und zwar scheinbar redundant (s. DWDS: der, dieser, Sie)
Zusammensetzung, die ursprünglich aus den flektierten Stammformen des unter der, die, das (s. d.) behandelten Demonstrativums und einer indeklinablen mit s- anlautenden deiktischen Partikel (älter anord. -si, sonst -s oder -se) besteht. Diese frühe Bildungsweise, nach der das Pronomen im Wortinnern flektiert wird, ist in einigen Formen noch erhalten […]
„diese“, in: Wolfgang Pfeifer et al.,
Daneben [neben dem "Pronominalstamm ie. *ei-, *i- (vgl. er, es)] steht ein mit s- anlautender Stamm, der in got. si und ahd. sī̌ (Nominativ Sing. Fem.) wie auch in einigen Formen des Demonstrativums (s. der, die, das, dort auch Weiteres zur Verwandtschaft) bzw. als zweiter Bestandteil des verstärkten Demonstrativums (s. dieser, diese, dieses) vertreten ist.
„Sie“, in: Wolfgang Pfeifer et al.,
[…] zu einem Pronominalstamm ie. *te-, *to-, der auch in allen obliquen Kasus auftritt.
In den germ. Sprachen werden die s-Formen schon früh aufgegeben und (im Ahd. vor der Überlieferung) durch analoge Bildungen den übrigen Kasus angeglichen.
„der“, in: Wolfgang Pfeifer et al., Etymologisches Wörterbuch des Deutschen (1993), digitalisierte und von Wolfgang Pfeifer überarbeitete Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, https://www.dwds.de/wb/etymwb/der, abgerufen am 25.03.2023.
Ferner wird engl. Sir von senior, senex "alt" abgeleitet, was wohl sein mag, im germanischen Zweig jedoch bloß ddurch gotisch 𐍃𐌹𐌽𐌴𐌹𐌲𐍃 vertreten wird. Auch Senat deutet auf ehrlich Aufgaben hin, vgl. ex senatus, ferner sonus (*swen-, mit deutsch Schwan, bzw. Schwanz, schwatzen usw.). Wie dem auch sei, Alter schützt vor Torheit nicht.
Lateinisch sine ist bemerkenswert, weil deutsch so in wenigen Wendungen Separiertheit ausdrückt. Das kann man so nicht ohne weiteres sagen. Zu lateinisch sine "without, by itself" (ohne) werden verschieden Hypothesen vertreten (en.wiktionary). Anders als die bereits genannten Wurzeln wird außerdem *senH- angedeutet, das mit tocharisch B snai "separate", irisch sain usw. zu sonder- gehören würde. Die Ähnlichkeit mit ander- (noch mittelhochdeutsch "2") ist wiederum entbehrlich.
Wichtiger noch ist die mögliche Herleitung von eigen, engl. own aus dem gleichen Stamm wie eins, die in anbetracht der hettitischen Belegsituation auch noch nicht so alt sein kann, vgl. Sanskrit ईश (īśá) "owing, possession", "lord, master, ruler", Tocharisch B aik- "to know", iśaumye "wise, wise person" (en.wiktionary) um den Verdacht des Honorificum zu bestätigen. Ich bin aber auch verdammt gut.
Weder obsolete Formen von Genitiv oder possesivem Adjektiv führen ans Ziel. Es handelt sich offenbar um eine verknöcherte Lokativwendung ganz im Sinne von der geläufigen englischen Wendung this'ere. Übrigens ist auch this my usw. belegt:
my father and mother strengthened me in this my first impression [1831, Nat Turner, The Confessions of Nat Turner]
Dieser Vergleichswert dürfte also schon beträchtliches Alter haben. Wegen der vorangegangenen Betrachtung hinsichich *sem- ist aber davon auszugehen, dass die die reflexive Form von *swe- in adverbialer Wendung Vorrang hat. Wirich eindeutig ist das aber nicht.
Wolfgang Pfeifer et al.:
Etymologisches Wörterbuch des Deutschen (1993), digitalisierte und von Wolfgang Pfeifer überarbeitete Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache,