Mittelalterliches Denken und mittelalterliche Sprachgepflogenheiten sind uns fremd geworden. Eine aktuelle Textübersetzung sollte nicht den Ehrgeiz haben, altes Wortgut "auszugraben", sondern sollte leicht verständlich sein.
Aus der Frage geht nicht eindeutig hervor, was das "Mitbringen eines nicht-adeligen Mädchen als Trophäe aus einem Feldzug" bedeutet. Hat der Lord sie gegen ihren Willen gezwungen, mit ihm zu kommen? Handelte es sich also um Menschenraub (sozusagen um eine "Kriegsbeute", man verzeihe das Wort in diesem Kontext)? Oder wurde sie ihm "verkauft"?
Jedenfalls deutet der Satz "Geliebte passt nicht zur Situation als Gefangene" darauf hin, dass sie nicht freiwillig (in der Hoffnung auf ein besseres Leben an der Seite des Lords) mitgekommen ist.
Unter diesen Umständen ist es m.E. völlig verfehlt, sie als Dirne oder Hure zu bezeichnen. Im Gegenteil ist sie eine Art Sklavin und auch der einfache Bauer würde ihr vermutlich nicht vorwerfen, sie würde sich prostituieren.
Mein Vorschlag: Gespielin.
Das Wort hat eine gewisse Bandbreite an Bedeutungen (Geliebte, Liebhaberin, Mätresse, Verhältnis, ...) und lässt m.E. offen, wie freiwillig oder unfreiwillig ihre Beziehung zum Lord entstand.
Eine Alternative für die heutige Leserschaft könnte auch Sexsklavin sein. Das Wort hätte zwar kein mittelalterlicher Bauer gekannt bzw. verwendet und hat außerdem deutliche Konnotationen zur Porno-Industrie, aber der traurige Kern ist der sexuelle Missbrauch von Frauen und Mädchen. Vgl. z.B. hier.
Eine weitere Variante ist Bettsklavin. Dieses Wort hat es sogar in den SPIEGEL gebracht:
Der sadistische Pfarrerssohn [Carl Peters] war ab 1891 Reichskommissar für das Kilimandscharo-Gebiet. Er ließ alle aufknüpfen, die ihm in die Quere kamen: Aufständische, Nebenbuhler, sogar seine Bettsklavin.
Hier noch einige weitere Referenzen:
1.
Eine dieser Gefangenen war die Trojanerin Chryseis, die zur Bettsklavin Agamemnons wurde.
2.
Gisla wird bei einem Überfall von Normannen geschändet, entführt und lebt ab da als Sklavin in einem dänischen Dorf. Ihr zukünftiger Herr wählt sie als Bettsklavin und Gisla wird so Mutter zweier Töchter.