Bei Komposita mit verbalem Erstglied steht regelmäßig der Verbstamm: Bohrmaschine, Greifarm, Leuchtfeuer, Schmierblatt, Sprengkopf, Stolperfalle, Tropfstein, Zitteraal.
Ich würde rechen- als (orthographische) Stammvariante von rechn- auffassen: wenn der Laut n als Silbengipfel dient, schreibt man en, sonst n. Im verbalen Paradigma dient n nie als Silbengipfel, sondern als Anlaut. Der Silbengipfel wird von der Endung gestellt: rech.ne, rech.net, rech.nen etc. Nur in Komposition und Derivation erscheint rechen- als Stammvariante mit silbischem n: Rechenzentrum, rechenbar [ʁɛxn̩-].
Diachron gab es auch rechenen und rechen (Lexer), aber ich glaube nicht, dass das hier eine Rolle spielt. Als Erstglied von Komposita ist rechen- schon lange vor Rechenzentrum etabliert: Rechenmeister, Rechenpfennig, Rechenstab, Rechentafel.
Dass der Nasal in eine neue Silbe rückt, ist eine Folge der Sonoritätshierarchie. Im verbalen Paradigma dient der Nasal des Stammes dann, wie schon gesagt, als Anlaut der Silbe, während das für Liquide oder Nasale, die nicht Teil des Stammes sind, nicht gilt; sie dienen als Silbengipfel: segelt [zeːgl̩t], lachend [laxn̩t].
Weitere Beispiele: zeichnen, zeichenbar; trocknen, trockenbar; zuordnen, zuordenbar; atmen, atembar. Marginal auch beregnen, beregenbar; enteignen, enteigenbar; einebnen, einebenbar; segnen, segenbar. Aber mit Wegfall des Nasals leugnen, leugbar.