Die Darstellung ist verkürzt. Gemeint ist, wenn man die Entwicklung weit genug zurückverfolgt und darauf andere Entwicklungsstränge nachvollzieht, kommt man bei immer und zu an.
Ob das stimmt oder ob ie (hic-et-nunc Partikel) und zuo anders erklärt werden müssten, sei vorerst dahingestellt. Weil, immer zu eine gangbare Adverbialphrase ist, quasi allgegenwärtig, ist die Erklärung dennoch einleuchtend. Wichtig ist an der Stelle für den historischen Sprachforscher erstmal nur, dass das Wort einzelsprachlich gebildet wurde und nicht auf eine ältere Muttersprache zurückgeht. Für den Geschichtsforscher ist die Grammatik wiederum relativ uninteressant. Ein einfaches Wörterbuch kann das jedenfalls nicht leisten.
Die einschlägige Wurzel in der gesuchten Bedeutung ist eigentlich in nu' erhalten, und es werden mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit Partikelketten auffindbar sein, die diese Worte in Zusammenhang bringen. Eine andere Partikel ist in hier und heute erkennbar; nach Verners Gesetz vermutlich auch das ge- in gleich, von jetzt auf gleich, sowie in Gegenwart.
Zu begegnet denn auch in heutzutage, vgl. En. today. Außerdem wird das d' in französisch aujourd'hui genauso erklärt.
Das muss jedoch zu einer weiteren Überlegung führen. Tag bzw. day kann nach lautgesetzlichen Regeln gerade nicht mit dem lateinisch dies "Tag" verwandt sein, das in der Bildung hōc + diē (ablativ maskulin singular) "an diesem Tag" > altfranzösisch hui "heute" versteinert ist. Weil entsprechend hochdeutsch z < *d gelten muss. Bleibt lediglich die Möglichkeit, zu könnte entsprechende Wortbedeutung erhalten haben. Dafür fehlen aber die Beweise.
Das deutsche kennt ja keine auf die Gegenwart beschränkte Zeitform (ich gehe in die Schule kann sowohl atelische als auch telisch sein), daher ergibt sich das nicht aus der Grammatik und ist pragmatisch zu bewerten. Z. B.:
hiar hor er io zi guate, waz got imo gibiete, ... in frenkisga zungun O 1,1,121.
[Althochdeutsches Wörterbuch: io I. 1. a) δ) bei Konjunktiv Präsens, wünschend, in das Futurische weisend]
Quasi: "Hier höre er ja gut zu, was Gott ihm gebietet". Dieses ja wird stark betont, ganz anders als immer bzw. jetzt. Dabei könnte io / ja aus der Endung des Subjunktivs hervorgegangen sein, Proto-West-Germanisch 3. Person singular subjunktiv präsens *hauʀijē, imperativ *hauʀi; der Plural des Imperativs *hauʀiþ entspricht ebenso hör(e)t (en.WT: *hauʀijan).
Der Bezug zur Gegenwart besteht aber eindeutig wegen hier. Insoweit dies mit griechisch και verbunden wird (en.WT) fungiert es offenbar als Konjunktion, ist aber auch mit her-hören zu verwechseln, ἀκούω, écouter.
Weiter unten zu III. 6. io zuo
a) immer weiter, noch weiter:
in dien dingen allen . sundoton sie ieo zuo
in omnibus his peccaverunt a d h u c Np 77,32"
b) bereits:
iam (Judas) enim iudicatus erat
(ioh was er iez (Ausg. Piper Druckfehler, vgl. K.-T. 10,482 a, 22) verteilet) NpXgl 118 Cant. grad. (S. X,19; Npw De ps. gr. 5 sa)
[o.c., fettdruck hervorhebung meinerseits]
Wem die lateinische Übersetzung nicht hilft, a) ... sie sündigten immer fort. b) zwischen den lateinischen und althochdeutschen Sätzen bestehen erhebliche Unterschiede, die nicht ohne weiteres zu erklären sind. Ich würde schlicht interpretieren: "so war er halt, der Judas"; "so war er nunmal".
Es fällt zwar auf, dass iez tatsächlich mit englisch yet "bereits" zu vergleichen ist (en.WT). Da englisch auslautendes -o sonst aber bewahrt bleibt (s. into), bestätigt das nur die Annahme oben, dass zu(o) hyperkorrekt ist. Der Vergleich mit zi (ebenso fir- in unbetonten Silben > ver-) bestätigt ferner den Vergleich oben mit Ziu. Da adv. -e einiger Schwankung unterlag (s. Hatte die Deutsche Sprache einst Adverbien wie im Englischen?), ist die Annahme gerechtfertigt, dass jetze entscheidend zur Analogiebildung beigetragen hat.
Jetz awer jenug
Althochdeutsches Wörterbuch: io, ioh, ja.