In einer Antwort auf eine Wortverwendungsfrage wurde hier kürzlich ein Textbeispiel angeführt, in dem eine Bande von Einbrechern die nächste Aktion in einer Wohnsiedlung plant (um dabei die Ausdrücke "angefangen von", "angefangen bei" und "angefangen mit" zu analysieren). In der Antwort wurde einer der Einbrecher "Ede" genannt - in bester Tradition solcher leicht romantisierender Schilderungen des Einbrecherwesens.
Daraufhin fing ich an, mich zu fragen, wo der Usus herkommt, in deutschsprachigen Texten Einbrecher typischerweise (und fast schon klischeehaft) "Ede" zu nennen.
Ich vermute, "Ede" soll eine Kurz- und Koseform für "Eduard" sein. Nun ist Eduard aber weder ein besonders häufiger Name, noch wäre mir geläufig, dass es unter Personen mit Namen Eduard berühmte Einbrecher gäbe.
Gibt es vielleicht eine literarische Quelle, auf die "Ede" als Einbrechername in narrativen Texten zurückzuführen wäre? Eine bekannte Figur aus Comic und Schaugeschäft? Eine Räuberfigur aus einem Kinderbuch? Der Räuber Hotzenplotz ist es ja nicht... oder hieß er mit vollem Namen Eduard Hotzenplotz?
Nachtrag
Erwähnenswert in diesem Zusammenhang ist unbedingt Ede Wolf, eine einschläg spezialisierte Unterschichtfigur aus Entenhausen. Ede Wolf ist im englischen Zeke Wolf oder The Big Bad Wolf (http://www.duckipedia.de/Ede_Wolf). Nun mag diese Figur zur Popularität des Namens Ede beigetragen haben, doch würde ich vermuten, dass auch die Benennung in den Disney-Comics, deutsche Ausgabe, sich an literarischen (oder milieusprachlichen?) Vorbildern orientierte, das heißt, der Verweis auf Ede Wolf beantwortet die Frage noch nicht.
Miszellen
- Schiller nannte die Hauptfiguren in seinen "Räubern" Franz und Karl. Kann das ein Hinweis sein, dass die Sitte, Kleinkriminelle "Ede" zu nennen, im späten 18. Jahrhundert noch nicht bestand? (Na gut, Schillers Räuber sind nicht unbedingt Kleinkriminelle.)
- Ein Eduard hat eine Hauptrolle in Karl Mays "Buschgespenst" (wo zwar keine Einbrecher vorkommen, dafür aber Schmuggler und organisiertes Verbrechen in den höheren Etagen der Gesellschaft). Dieser Eduard ist aber genau das Gegenbild zu einem Einbrecher: Er ist arm, verhält sich aber ethisch und moralisch vorbildlich (und kriegt darum am Ende auch die Dorfschönheit).
- Wie Kommentator Tofro unten anmerkt: Der Moderator der Verbrecherjagd-Fernsehsendung "Aktenzeichen XY ungelöst", Eduard Zimmermann, wird bisweilen spöttisch Ganoven-Ede genannt.