Der grammatische Numerus richtet sich nicht immer nach der tatsächlichen Anzahl, sondern folgt häufig der Existenz des Zahlwortes »eins« bzw. dessen Flexionen. Dabei wird auch der unbestimmte Artikel »ein« wie das Zahlwort interpretiert:
- Eine Million Häuser wurde zerstört.
- Eine Million Häuser wurden zerstört.
- Zwei Millionen Häuser wurden zerstört.
Im ersten Fall ist die Einzahl möglich, weil es sich um ein Ding handelt, wobei dieses eine Ding eine Gruppe von einer Million Häusern ist.
Im zweiten Fall wird der Satz so interpretiert, dass es sich um mehrere Dinge (nämlich um eine Million Dinge) handelt, wobei jedes Ding ein einzelnes Haus ist.
Im dritten Fall ist es egal, ob man zwei Häuser-Gruppen zu je einer Million Häuser betrachtet, oder zwei Millionen einzelne Häuser. Das Resultat ist immer die Mehrzahl.
Bleiben wir bei der ersten Interpretation. Zur besonderen Kennzeichnung setze ich das, was gezählt wird, in Klammern:
- Eine (Million Häuser) wurde zerstört.
- Eine (Torte) wurde zerstört.
- Eine (süße Torte) wurde zerstört.
- Eine (halbe Torte) wurde zerstört.
- Eine (halbe Million Häuser) wurde zerstört.
In 2 habe ich die Gruppe von einer Million Häusern durch eine einzelne Torte ersetzt.
In 3 habe ich der Torte ein Attribut hinzugefügt, dass die Torte näher beschreibt.
In 4 habe ich ein anderes Attribut verwendet. Grammatisch bleibt die Torte in der Einzahl (die einzige Alternative währe die Mehrzahl, sie kommt hier aber nicht in Frage), obwohl es sich nicht mehr um eine (ganze) Torte handelt.
In 5 wird aus der Torte wieder die Million-Häuser-Gruppe, und so wird erkennbar, dass man auch eine halbe Million mit der Einzahl behandeln kann.
Wenn man die Häuser hinter der Million weglässt, ist nur mehr die Einzahl möglich:
richtig: Eine Million wurde zerstört.
falsch: Eine Million wurden zerstört.
Hier hat die Million auf keinen Fall mehr die Funktion eines Zähl-Wortes, denn das, was damit gezählt werden könnte, ist im Satz gar nicht vorhanden. Stattdessen ist die Million selbst das (eine) Objekt, das gezählt wird.
Daher auch:
Ein Drittel ist reif.
Ein Drittel der Tomaten ist reif.
Ein Drittel der Häuser wurde beschädigt.
Weder die Tomaten noch die Häuser werden gezählt (sie geben nur an, wessen Drittel gemeint ist). Gezählt werden die Drittel, und weil es davon in jedem Satz nur eines gibt, muss die Einzahl verwendet werden.
Aber:
Einhundert Menschen sind im Saal.
Eintausend Häuser wurden zerstört.
Einhundert und eintausend sind ganz normale Zahlwörter, so wie auch zwei oder siebenundvierzig, und verlangen daher die Mehrzahl.
Und für das Dutzend gilt dasselbe wie für Million:
Ein Dutzend Eier ist faul.
Ein Dutzend Eier sind faul.
Beide Varianten sind richtig.