Hitlers ersten drei Jahrzehnte (Sprachprägung)
Hitlers Eltern stammen beide aus der Gegend rund um Zwettl in Niederösterreich, nahe der Grenze zu Böhmen. Sein Vater war Zollbeamter und wurde nach Braunau, zur Grenze zu Deutschland versetzt. Daher lebten die Hitlers in Braunau am Inn als der kleine Adolf geboren wurde.
Weil die Eltern oft umzogen, wuchs Adolf an verschiedenen Orten in Oberösterreich auf, darunter auch in Linz. Später, als junger Mann, wollte er in Wien Kunst studieren, schaffte aber die Aufnahmeprüfung zur Kunstakademie nicht. Er lebte zu dieser Zeit abwechselnd in Linz und Wien, oft in billigen Wohnheimen.
Erst 1913, Adolf war bereits 24 Jahre alt, verließ er Österreich. Er wollte nämlich dem österreichischen Wehrdienst entfliehen. Er blieb dabei aber weiterhin jenem Sprachraum treu, der durch bayrische Dialekte geprägt ist, er zog nämlich nach München.
Ein Jahr drauf, der erste Weltkrieg war gerade ausgebrochen, trat Hitler freiwillig der Bayrischen Armee bei, der er bis Kriegsende, und sogar noch einige Jahre darüber hinaus angehörte. (Offenbar störte seine österreichische Staatsbürgschaft nicht, er war auch nicht der einzige Österreicher in der bayrischen Armee.)
Nach Kriegsende lebte er wieder in München und begann erst um 1920 (damals war er 31) vermehrt nach Berlin zu reisen, also schön langsam den bayrischen Dialekt-Sprachraum zu verlassen.
Die ersten drei Jahrzehnte seines Lebens waren also durchgängig durch ein soziales Umfeld geprägt, in dem bayrische Dialekte vorherrschend und damit prägend für Hitlers Aussprache waren.
die bekannte Sprechweise Hitlers
Wenn man historische Tonaufnahmen von Hitlers Reden hört, hört man aber etwas ganz anderes. Man sollte eigentlich ja aufgrund seiner Herkunft vermuten, einen österreichisch-bayrischen Akzent zu hören, das ist aber keineswegs der Fall.
Hitler hat sehr großen Aufwand betrieben, seine Herkunft zu verschleiern und zu verwischen. Die niederösterreichischen Heimatdörfer seiner Eltern und Großeltern (Döllersheim und Strones) wurden zu militärische Sperrzonen erklärt, und sämtliche Gedenktafeln (z.B. auf Friedhöfen), die Rückschlüsse auf seine Familie zuließen, wurden zerstört, ebenso alle Standes-Dokumente in diesen Gemeinden. (Historiker fanden aber in anderen Quellen noch immer Indizien für Inzucht unter Hitlers Vorfahren.)
Daher wundert es nicht, dass er auch seine österreichisch-bayrisch Aussprache ablegen wollte, um auch dem Klang seiner Worte nach als strammer und führungsstarker Deutscher wahrgenommen zu werden.
Aus Tagebüchern des aus Hamburg stammenden Opernsängers Paul Devrient geht hervor, dass Devrient im Jahr 1932 dem damals bereits 43-jährigen Hitler einige Monate lang Sprachunterricht gegeben hat. (Das Talent für Rhetorik brachte Hitler selbst mit.) Allerdings ist nicht anzunehmen, dass dieser späte Unterricht allein der Grund für Hitlers Sprechweise war. Hitler hat schon davor so gesprochen, wie man es von ihm kennt.
Es ist viel eher davon auszugehen, dass sich Hitler selbst schon in jungen Jahren sehr bemüht hat, sich eine möglichst stramme deutsche Aussprache anzueignen.
Ganz offensichtlich muss damals, in den Jahren zwischen 1920 und 1940, ganz allgemein die Ansicht vorgeherrscht haben, dass die in der Frage beschriebene Art zu sprechen, und die man heute vor allem bei Hitler-Parodien hört, die beste Art ist, um ganz besonders stramm-deutsch zu klingen. Zumindest muss Hitler das geglaubt haben, und man hat es ihn ganz offenbar abgenommen.
Ich vermute hinter dieser Sprechweise eine Tradition, die in der breiten Bevölkerung zwar bekannt, aber nicht aktiv gesprochen wurde. Meiner Auffassung nach ist es eher eine aus militärischen Kreisen stammende Sprechweise, die Autorität vermitteln sollte. Daher passt sie auch ganz gut zu einem Professor dieser Zeit, der kraft seiner Rede besondere Strenge und Führungsstärke demonstrieren will.
In seinem Bemühen, dem vermeintlichen Ideal ausdrucksstarker Sprache möglichst nahe zu kommen, hat es Hitler dabei wohl etwas übertrieben. Ein Phänomen, das als Hyperkorrektur bekannt ist.
Auch zu bedenken ist, dass der Film »Die Feuerzangenbowle«, obwohl die Handlung ungefähr rund um das Jahr 1890 anzusiedeln ist, im Jahr 1944 in die Kinos kam. Gedreht wurde er zwischen März und Juni 1943. Daher gehe ich persönlich davon aus, dass Hitlers Art zu sprechen auch Einfluss auf die Sprechweise hatte, die manchen Rollen im Film eigen waren.