Ich unterrichte schon seit ungefähr 4 Jahren Deutsch als Fremdsprache und kenne mich deshalb eigentlich mit der Grammatik ziemlich gut aus. Ich hätte aber mal eine Frage zu dem Modalverb "sollen" bzw. zu dem subjektiven Gebrauch des Verbs. Es ist ja so, dass "sollen" im Deutschen oft dazu benutzt wird, gehörte oder gelesene Informationen ungewertet wiederzugeben. Dabei kann es sich um anrüchige Gerüchte über einen Kollegen handeln (Petra soll mit dem Chef ins Bett gestiegen sein.) oder aber auch um den wissenschaftlichen Stand der Dinge (Flavonoide sollen den Blutdruck senken.).
Der subjektive Gebrauch von "sollen" ist im Präsens und in der Vergangenheit relativ unkompliziert. In der Vergangenheit kann es in Nebensätzen, besonders in Verbindung mit dem Passiv, zu extrem langen Verbblöcken kommen (, dass Paul von der Chefin geküsst worden sein soll.). Und mit Modalverben im objektiven Gebrauch kann es sogar Verwirrung darüber geben, wo die einzelnen Verben genau stehen (, dass Paul den Chef soll haben schlagen wollen.).
Aber in meiner Frage geht es um Zukünftigkeit. Mir ist aufgefallen, dass man "sollen" bei der Wiedergabe von Aussagen über die Zukunft nicht benutzt.
Z. B.:
Kollege sagt: Sabine wird morgen kündigen. Ich zu einem anderen Kollegen: Hast du gehört? Die Sabine soll morgen kündigen werden. (X)
Mein Gefühl sagt mir sofort, dass das nicht möglich ist. Jetzt ist die Frage: Gibt es Fälle, wo das doch geht? Und wenn das einfach nicht möglich ist, hat jemand eine Idee, warum das so ist?
Kann man sich das irgendwie mit der Zukünftigkeit erklären? Wenn man das Hilfsverb "werden" weglässt und die Zukünftigkeit mit Präsens ausdrückt, dann klingt der Satz mit "sollen" nach einer mündlichen Wiedergabe eines Befehls.
Ich habe gehört, die Sabine soll morgen kündigen.
Das klingt ja schon so, als hätte der Chef das angeordnet oder der Sabine nahegelegt.