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Es dürfte allgemein bekannt sein, dass bis zur Rechtschreibreform des Jahres 1996 folgender Grundsatz galt:

Trenne nie st (denn es tut den beiden weh).

Dies betraf unter Anderem Wörter wie ko-sten oder er-sten. Seit der Reform 1996 werden diese Wörter analog zu Kon-ten, öf-ter, ern-ten und Werf-ten an der Silbenfuge getrennt, also als kos-ten und ers-ten.

Es wurde bereits die Frage gestellt, woher diese Trennungsregel kommt. Um die bisher dort aufgeworfenen Argumente kurz zusammenzufassen: Die Regel stammt wahrscheinlich aus der Zeit der gebrochenen Schriften, denn sie galt nur für die Zeichenfolge ſt, nie für st. ſt war eine Zwangsligatur – doch das erklärt wenig, denn die Zwangsligatur tz wurde kot-zen getrennt, und selbst die Zwangsligatur ck wurde zu lok-ken. Ihren Sonderstatus teilt ſt also lediglich mit (ſ)ch (wobei im Sperrsatz ſch zu ſ ch wurde).


Nun ist diese Regel mit der Umstellung, wie bereits erwähnt, abgeschafft worden. Dennoch werden auch heute noch Texte aus vielerlei Gründen in Fraktur gesetzt und teilweise wird – wie zum Beispiel auf dieser Seite – dabei sogar die neue Rechtschreibung verwendet, die sich vor Allem in -ss am Wortende zeigt. Die meisten 1996 geänderten Regeln machen hierbei wenig Probleme – ob man nun ß oder ſs am Morphemende setzt ist relativ gleich; manche Quellen behaupten gar, dass Ersteres aus Letzterem hervorgegangen sei. Doch die Frage nach der Worttrennung bei ſt ist etwas weniger eindeutig.

Sollte man ſt entgegen den amtlichen Rechtschreibregeln – die meines Wissens an keiner Stelle auf Fraktursatz hinweisen – nicht am Zeilenende trennen? Dafür spräche der Status als Zwangsligatur, die ja auch nicht im Sperrsatz getrennt wird. Auch dass Fraktursatz an keiner Stelle der amtlichen Regeln erwähnt wird, kann man so deuten, dass er schlicht nicht mitgedacht wurde und allein deswegen keine Regeln dafür formuliert wurden.

Oder sollte man ſt gemäß den derzeit gültigen amtlichen Rechtschreibregeln am Zeilenende trennen? Dafür spräche, dass es durchaus andere Kombinationen mit ſ gab, die am Zeilenende getrennt wurden, wie zum Beispiel Floſ-ken oder Waſ-ſer; sowie die bereits erwähnte Zwangsligatur tz, die ebenfalls getrennt wurde.

Diese Frage alleine ist wahrscheinlich, da rein meinungsbasiert, schließwürdig. Daher die Ergänzungsfrage: Was sagen dazu Rechtschreib- und Stilratgeber wie Duden oder andere? Empfehlen sie, im Fraktursatz ko-ſten oder koſ-ten zu trennen, wenn nach neuer Rechtschreibung geschrieben wird?


Die Frage in Kurzfassung:
Darf/soll, wenn nach neuer Rechtschreibung und im Fraktursatz geschrieben wird, die Buchstabenkombination ſt getrennt werden oder nicht?

Vor Allem: Was sagen Ratgeber wie Duden etc, so sie den Fraktursatz behandeln?

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  • Es gibt Programme, die die Frakturschreibregeln für die Webdarstellung automatisch anwenden. Die machen es sich einfach - Zitat: "kaufen Sie sich einen alten Duden" (fontura.de/index.htm)
    – tofro
    Commented Jan 14, 2017 at 23:46
  • @tofro Aber mit dem Hinweis »kaufen Sie sich einen alten Duden« werde ich ja nur auf die Rechtschreibregeln von 1901 zurückverwiesen; dann müsste ich aber auch müßte schreiben, was ich nicht will. Die neue Rechtschreibung schlichtweg für den Fraktursatz als ungültig zu bezeichnen, ist mE keine Lösung.
    – Jan
    Commented Jan 14, 2017 at 23:48
  • 1
    Übrigens, man glaubt es kaum, aber: Related: german.stackexchange.com/questions/293/…
    – tofro
    Commented Jan 14, 2017 at 23:49
  • Wer in Fraktur schreibt dokumentiert bereits, dass er sich nicht an die Konvention hält. Hoffen wir, dass er mit guten Gründen zu diesem Stilmittel greift - es kann ja kaum noch wer lesen. Dann sollte er auch so stilsicher sein selbst zu entscheiden, wie er trennt. Commented Jan 15, 2017 at 9:45
  • Ich würde es analog zu ck behandeln: entweder k-k und s-t oder -ck und -ſt, aber nie c-k oder ſ-t. (-ck finde ich furchtbar.)
    – Crissov
    Commented Jan 21, 2017 at 19:33

2 Answers 2

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Offizielle Rechtschreibregeln

Nicht nur der Fraktursatz, sondern auch das lange s werden in den offiziellen Rechtschreibregeln nicht erwähnt, im Gegenteil steht direkt am Anfang des Regelwerks:

Die Schreibung des Deutschen beruht auf einer Buchstabenschrift. Jeder Buchstabe existiert als Kleinbuchstabe und als Großbuchstabe (Ausnahme ß):

a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v w x y z ä ö ü ß
A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z Ä Ö Ü

Demnach ist die Verwendung des langen s überhaupt nicht rechtschreibkonform.

Mit viel Wohlwollen (oder Wunschdenken) kann man sich höchstens auf den Standpunkt stellen, dass ſ eine andere Form von s ist und es orthografisch egal ist, ob man ſ oder s nutzt. Nach dieser Interpretation greifen alle Regeln, die s betreffen, auch für ſ und damit ist ſt trennbar.

Duden

Der Duden enthält einen Abschnitt zur Verwendung des langen ſ im Fraktursatz. Die dort empfohlenen Regeln sind im Wesentlichen die historischen angepasst auf die neue Rechtschreibung bzw. die Regeln der heyseschen s-Schreibung. In meiner Ausgabe wird die Trennung von ſt nicht erwähnt und es gibt auch kein Beispiel, wo zufällig ein trennbares ſt auf ein Zeilenende trifft (meine Ausgabe ist nicht die allerneueste, aber ich bezweifle, dass sich hieran etwas geändert hat).

Da es keine Sonderregel gibt, greifen also die normalen Regeln und ſt darf getrennt werden. Ein Verbot der Trennung von ſt widerspräche auch dem Tenor der ſ-Regeln, die eben Anpassungen an die neue Rechtschreibung enthalten.

Meine Meinung™

(Da ich mich intensiv mit dem Thema beschäftigt habe, ist diese eventuell sogar etwas wert.)

Den einzigen Grund, den ich sehe, das lange s im Fraktursatz zu verwenden, ist, dass man eine historische Wirkung erzielen möchte – die offizielle Rechtschreibung sieht das lange s sowieso nicht vor und modernen Lesegewohnheiten dient es auch nicht. Eine historische Wirkung passt aber nicht wirklich zur Verwendung einer aktuellen Rechtschreibung um der Aktualität willen. Andererseits sind viele Aspekte der neuen Rechtschreibung gar nicht brandneu, sondern existierten schon einmal: Zum Beispiel ist die s-Schreibung an Heyses Regeln angelehnt und ich habe auch schon Schifffahrt in offiziellen Dokumenten aus dem 19. Jahrhundert gesehen.

Kurzum: Wer das lange s und neue Rechtschreibung zusammen verwendet, handelt sowieso nach Gutdünken – was jetzt nicht unbedingt schlecht ist, da er sich sowieso auf hochspeziellem Terrain bewegt und im Hinblick auf die Anwendung entscheiden muss – und soll selbst entscheiden.

Ich persönlich halte das ſt-Trennverbot im Fraktursatz genauso unsinnig wie im Antiqua-Satz (Du hast die Gründe schon genannt) und würde es nur dann befolgen, wenn ich den Schriftsatz einer gewissen Zeit authentisch reproduzieren möchte – dann würde ich aber nicht die neue Rechtschreibung verwenden.

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    Ich sehe das ähnlich. Dass ſt nicht zu trennen ist, ist eine alte Rechtschreibregel. Dass ſt als Ligatur zu schreiben ist, wenn die Buchstaben zusammenstossen, eine Schriftsatzregel (aber eine andere). Wenn durch eine nun erlaubte Trennung s und t nicht mehr zusammentreffen, muss man auch keine Ligatur mehr setzen.
    – tofro
    Commented Jan 15, 2017 at 10:38
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Die Schriftart hat keinen Einfluss auf die Trennungsregeln. Ligaturen werden gesetzt, weil sie ästhetitisch ansprechender sind als es die beiden Buchstaben wären, wenn sie direkt aufeinander folgen. Sind sie getrennt, folgen sie nicht mehr direkt aufeinander, es besteht also kein Problem.

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    Wer das lange s nutzt, muss mehr ändern als nur die Schriftart.
    – Wrzlprmft
    Commented Jan 15, 2017 at 10:11

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