Das Grundproblem ist, dass sich auch schon in der englischen Sprache das Verb to like in der Bedeutung »in einem blauen sozialen Netzwerk das Feld mit dem nach oben gereckten Daumen anklicken« von dem Verb to like in der Bedeutung »etwas mögen« auseinanderentwickelt. Persönlich bin ich zwar nicht auf dem entsprechenden Netzwerk unterwegs, aber mein Eindruck ist, dass es nur eine Bewertungsmöglichkeit – eben I like this – gibt. Diese wird dann für alle Beiträge, die man für ausreichend interessant hält, verwendet. Wenn nun eine Nachricht auftaucht wie »David Bowie ist heute gestorben!« wird ohne mit der Wimper zu zucken der entsprechende Knopf gedrückt – und zwar gerade auch von denjenigen, die im wahren Leben niemals sagen würden »I like the fact that he’s dead« – »mir gefällt, dass er tot ist« –, gerade von seinen Fans.
An diesem Unterschied leiden bisher alle Versuche, ein Nichtfremdwort für das markieren eines solchen Beitrags zu etablieren. Es müsste ja schließlich ein Wort sein, dass
- schnell und einfach, ohne viele Vorkenntnisse verstanden wird
- das Prinzip adäquat beschreibt
- nicht sofort unterstellt, dass man Gefallen am markierten findet
- aber auch klarmachen können, dass to like und to like manchmal eben doch beide zugleich gemeint sind.
Ein solches Verb neu zu erfinden ist schwer, zumal viele Deutsche auch Englisch können und sich auf Englisch to like durch die schiere Allgegenwärtigkeit auf eben jenem Medium durchgesetzt hat. Es ist einfach am nächsten gelegen, dieses Wort so direkt zu übertragen, sodass auf Deutsch die erste oben angedeutete Bedeutung von to like eben mit liken übersetzt wird, während für die zweite weiterhin mögen verwendet wird.