Den Satz Was ist daran hübsch? kann man im genannten Kontext (Internetforum, Diskussion über ein Bild) als Wertung verstehen, wenn man zu dem auf dem Bild gezeigten Motiv eine emotionale Bindung hat. Das wird sogar häufig der Fall sein.
Beispiel: Das Foto habe ich im Urlaub aufgenommen und es gefällt mir besonders gut, oder es zeigt einen Freund/Angehörigen.
Das Problem am geschriebenen Wort ist eben das Transportieren des gewünschten Tonfalls. Als Leser kann man häufig nicht wissen, ob der Tonfall höhnisch oder fragend-neutral gewesen wäre, wenn der Satz gesprochen worden wäre.
Aufgrund der unterstellten emotionalen Bindung zum gezeigten Motiv werden Leser dann häufig einen höhnischen Unterton "reinlesen" und den Satz verstehen als
Was? Du findest das hübsch? Spinnst Du?
In diesem Fall jedoch wird die Frage durch das eingefügte bitte nicht höflicher. Im Gegenteil fügt das bitte der ohnehin schon als höhnisch empfundenen Frage eine weitere Verstärkung der spöttischen Herablassung hinzu.
Es ist eventuell eine Kurzfassung von
Ich bitte Euch! Was ist daran hübsch?
Ob bitte! Was ist daran hübsch?
Was, bitteschön, ist daran hübsch?
Wie lucas.coenig in den Kommentaren bereits sagte, gibt es auch weitere solche Einschübe, die eventuell den Charakter der Aussage noch deutlicher herausstellen.
Was zum Geier ist daran hübsch?
Was zum Teufel ist daran hübsch?
Was verdammt noch mal ist daran hübsch?
Was zur Hölle ist daran hübsch?
...
Zu der Frage
Warum wirkt hier der Satz ohne bitte neutral und der Satz mit bitte unhöflich?
Das bitte hat damit aus meiner Sicht nichts zu tun. Menschen, die den Satz ohnehin als neutral empfunden hätten, würden das bitte entweder als höflicher erachten oder die Gefahr sehen, dass der Satz (ab-)wertend verstanden werden könnte. Sie würden aber trotzdem die Frage beantworten.
Menschen, die den Satz aber ohnehin als höhnische, rhetorische Frage verstehen, werden sich durch das bitte nur noch mehr von oben herab behandelt fühlen und die ganze Diskussion auf einer emotionalen Ebene fortführen.
Herr Schulz von Thun hat eben Recht...