Edit 18.03.2018
Ein Zufallsfund lässt mich heute vermuten, dass die Endung en mit dem Kasus des Namens nichts zu tun hat. Im achten Auftritt von Lessings »Emilia Galotti« findet sich folgender Satz:
Emiliens Beobachtung, Herr Graf, war so schnell als richtig.
Hier steht Emilia – oder besser: Emilien – mit der Endung s im Genitiv. Insofern scheint mir die Endung en eine Koseform oder sonstige, Frauennamen vorbehaltene Variation zu sein (eventuell ähnlich den Namensendungen in slawischen Sprachen).
Ursprüngliche Frage
Gerade bin ich bei Goethes Marienbader Elegie über folgende Strophe gestolpert (Hervorhebung von mir):
Mir ist das All, ich bin mir selbst verloren,
Der ich noch erst den Göttern Liebling war;
Sie prüften mich, verliehen mir Pandoren,
So reich an Gütern, reicher an Gefahr;
Sie drängten mich zum gabeseligen Munde,
Sie trennen mich, und richten mich zugrunde.
Das Wort „Pandoren“ kann, dem Kontext des Gedichts nach (eine Person ist gestorben) sowie der griechischen Mythologie nach (es gibt nur eine Pandora), kein Plural sein. Mein Sprachgefühl sagt mir, dass hier ein Akkusativ im Singular vorliegt, aber vielleicht liege ich falsch.
Wikipedia hilft mir auch nur bedingt weiter: Am ehesten trifft es der Hinweis auf den veralteten Gebrauch des Genitivs bei lateinischen Eigennamen (Bsp.: Mariam für Marias, Mariä, Mariens) im Abschnitt Eigennamen des Artikels „Deutsche Deklination“. Allerdings handelt es sich nicht um einen Genitiv und bei Pandora nicht um einen lateinischen Namen. Im Abschnitt Substantive des Artikels „Akkusativ“ findet sich dann noch der Hinweis, dass einige männliche Substantive eine eigene Form haben:
„Ein Rabe ist ein Vogel.“
„Er sieht einen Raben.“
Allerdings ist Pandora ein weiblicher Name.
Ich sehe zwei Möglichkeiten:
- Ich täusche mich im Sinn des Gedichts, und damit in der Form des Wortes „Pandoren”.
- Es handelt sich um eine vermutlich antiquierte, bei Wikipedia nicht erfasste, vielleicht ausschließlich poetisch verwendete Wortform.
Worum handelt es sich beim Wort „Pandoren“?