Infinitivregierende Verben
Infinitive mit oder ohne zu lassen sich nicht beliebig mit anderen Verben zu einem Verbalkomplex (manche sagen auch Prädikat, andere Verbverband) kombinieren.
Es gibt Verben, die sich mit einem Infinitiv ohne zu verbinden
lassen:
Er fuhr die Kinder im Fahrradanhänger spazieren.
Andere Verben erlauben den Anschluss eines Infinitivs nur mit zu:
Sie schien zu schlafen.
Die meisten Verben erlauben keine Verbindung mit einem Infinitiv: *Sie schreibt Samstag zu kommen. Hier ist nur ein dass-Satz möglich: Sie schreibt, dass sie am Samstag kommen will.
Viele Verbindungen von (konjugiertem) Verb + Infinitiv ohne zu treten regelmäßig in bekannten grammatischen Funktionen auf, z.B. als Futur I (werden + Infinitv) oder in Modalverbkomplexen (er will / muss / soll / darf / kann / mag nicht / braucht nicht (zu) + Infinitiv) oder als würde-Konjunktiv (Donnerstag würde bei mir gehen). Dein zweiter Beispielsatz ist ein solcher Satz im Futur I, welches mit werden und mit einem Infinitiv ohne zu gebildet wird.
Ob ein Verb einen Infinitivanschluss mit oder ohne zu erlaubt oder nicht, ist eine seiner syntaktischen Eigenschaften. Man nennt Verben, die sich mit einem abhängigen Infinitiv verbinden können, infinitivregierende Verben.
Eine erste Übersicht, um welche Verben es sich handelt, findet man bei Wiktionary Diese Liste ist allerdings nicht vollständig. Versuchen ist ein Verb, das den Infinitiv mit zu fordert.
Stellung des zu beim Infinitiv mit zu
Das zu steht bei nicht zusammengesetzten und nicht trennbaren Verben als selbständiges Wort vor dem Infinitiv:
nicht zusammengesetztes Verb: Sie hat mir verboten, zu kommen.
nicht trennbares Verb: Ich bitte Sie, das letzte zu wiederholen.
Bei trennbaren Verben tritt das zu zwischen den abtrennbaren Teil und das Grundverb, wobei alle drei Elemente zusammengeschrieben werden:
trennbares Verb: Ich freue mich, euch wiederzusehen.
Mit 'Trennbarkeit' ist im Falle von wiedersehen gemeint, dass wieder- sich in bestimmten syntaktischen Umgebungen vom Verb löst: Ich hoffe, wir sehen uns bald wieder.
Besonders interessant sind unter dem Aspekt der Trennbarkeit wiederholen (nicht trennbar, Bedeutung "noch einmal tun/sagen") bzw. wiederholen (trennbar, Bedeutung "zurückholen": Ich werde mir mein Geld wiederholen) bzw. wieder holen (zwei Wörter, Bedeutung "erneut / noch einmal holen": Die Mannschaft hat wieder nur den zweiten Platz geholt.) Als Infinitive mit zu wären das:
nicht trennbar: Sie forderte mich auf, das zu wiederholen.
trennbar: Ich war entschlossen, mir das geklaute Handy wiederzuholen.
2 Wörter: Er bestand darauf, sich das gleiche Billighandy wieder zu holen, mit dem er so viel Ärger gehabt hatte.