Schneck(e) ist als Kosename für ein hübsches Mädchen seit etwa 1800 belegt. Andere Bedeutungen des Wortes "Schneck(e)", die möglicherweise zu diesem Gebrauch geführt haben könnten:
- die schneckenförmig über die Ohren geflochtenen Haare unverheirateter Mädchen
- das süße Gebäck (Rosinenschnecke)
- die Schnecke symbolisiert Häuslichkeit
- oder Schüchternheit (siehe Goethes Gedicht unten)
- im bairischen bedeutet "schneckeln" sich hübsch anzukleiden (belegt seit etwa 1800)
- die Ähnlichkeit der Vulva mit einer Nacktschnecke (belegt seit etwa 1800)
Zur Ähnlichkeit von Vulva und Schneckentier kann man noch hinzufügen, dass der Grund des sprachlichen Vergleichs nicht oder nicht allein auf einer visuellen Ähnlichkeit beruhen muss. "Schneck" ist in manchen oberdeutschen (süddeutschen und österreichischen) Dialekten auch eine Bezeichnung für Rotz, der von Kindernasen hängt, und die (beim Sexualkontakt gesehene) Vulva und die Schnecke haben vielleicht auch (oder vor allem) ihre Schleimigkeit gemeinsam.
Ein Gedicht von Goethe:
nicht immer gleich
ist ein galantes mädchen,
ihr herrn, für euch;
nimmt sich der gute freund zu viel heraus,
gleich ist die schneck' in ihrem haus.
Die Bezeichnung "Nacktschnecke" kenne ich erst aus jüngerer Zeit, sie hängt sicher mit der in den 1990er Jahren aufgekommenen Mode zusammen, die Schamhaare komplett zu rasieren. Noch in den 70ern oder 80ern war das fast völlig unüblich, und vermutlich auch um 1800 oder davor nicht sehr verbreitet ;-) Ich denke deshalb, dass sich die "Nacktschnecke" von der "Schnecke" ableitet, und nicht umgekehrt (wie die Eröffnungsfrage nahelegt).
Quellen: Grimms Wörterbuch, Küpers Wörterbuch der deutschen Umgangssprache, mein Bäcker ;-)